Mit Rafael Nadal und Novak Djokovic fehlen im Viertelfinale des Davis-Cups 2012 die zwei aktuell besten Tennisspieler der Welt. Während Weltranglisten-Leader Djokovic Serbien gegen Tschechien in Prag spürbar fehlen wird, gilt Spanien zu Hause gegen Österreich auch ohne die Nummer zwei der Welt als Favorit. Die übrigen Begegnungen lauten Frankreich gegen USA (Monaco) und Argentinien gegen Kroatien (Buenos Aires). Erstmals im Davis Cups finden alle Viertelfinali auf Sand statt.

Spanien setzt nach dem ohne Superstar Nadal sowie David Ferrer eingefahrenen 5:0-Erstrundensieg gegen Kasachstan seine Titelverteidigung gegen Österreich in der Ferienstadt Marina d'Or fort. Nicht weil die Iberer das Match vielleicht auf die leichte Schulter nehmen würden. Vielmehr ist der Urlaubskomplex in Oropesa del Mar nördlich von Valencia nach langem Suchen eingesprungen. Gespielt wird auf einem bis zu 12.000 Zuschauer fassenden Parkplatz-Stadion.

Nadal lässt aber auch diesmal aus, Kapitän Alex Corretja tat sich bei der Lösung seines "Luxusproblems" jedoch relativ leicht. Aus dem Reservoir von gleich zwölf Top-100-Spielern (Österreich hat einen) hat er nun mit Lokalmatador Ferrer (5.) und Nicolas Almagro (12.) immer noch zwei Top-Zwölf-Asse für die Einzel zur Verfügung.

22 Heimsiege in Folge

Spanien hält bei 22 Heimsiegen in Folge und hat von den vergangenen vier Davis-Cup-Auflagen drei gewonnen. Die Iberer sind die Emporkömmlinge im Davis Cup, alle ihr fünf Titel haben sie in den vergangenen zwölf Jahren geholt. In diese Zeit fällt auch der Aufstieg Nadals zum besten Sandplatzspieler der Welt.

Dass zuletzt der Franzose Yannick Noah dem spanischen Sport kollektives Doping unterstellte, ließ auch die Tennisszene nicht kalt. In einem offenen Brief verwies Ex-Profi Emilio Sanchez auf die "vier C" des verstorbenen Golfers Severiano Ballesteros als ausschließliches Geheimnis der spanische Sporterfolge: Cabeza (Kopf), Condicion (Fitness), Corazon (Herz) und Cojones (Eier).

Für Österreich spricht nicht einmal die Papierform, obwohl man hauptsächlich wegen der Erfolge von Thomas Muster und Co in den 1990er-Jahren im direkten Vergleich immer noch mit 3:1 führt. Vielmehr sehen Jürgen Melzer und Co. ihre Chance nun in der Außenseiterrolle. "Spanien ist eine Tennis-Macht. Auch ohne Nadal", stellte Melzer klar. "Sie haben seit 1999 daheim nicht mehr verloren. Wenn wir sie wirklich auswärts und auf Sand schlagen, können wir von einem Tenniswunder sprechen."

Für Österreichs "nicht so üppiges "Tennis kommt die fast unlösbar scheinende Aufgabe dennoch gerade recht. Nach eineinhalb Jahrzehnten Fahrstuhl-Dasein gehört das Herren-Nationalteam erstmals seit 17 Jahren (1995) wieder zu den besten acht Nationen der Welt. Zudem wurde wenige Tage vor der vermutlich windigen "Sandschlacht" an der Costa Azahar der ehemalige Muster-Macher und Davis-Cup-Direktor Ronald Leitgeb zum Verbandspräsidenten gewählt.

Weichenstellung für die Zukunft

Das und der vierte Viertelfinalauftritt der rot-weiß-roten Tennis-Herren seit dem Weltgruppen-Aufstieg 1988 sollen auch eine Weichenstellung für die Zukunft markieren. Selbst Muster will beratend seinen Teil zur Aufbruchstimmung beitragen. "Davis Cup zu spielen ist das Größte", ist der ehemalige Weltranglisten-Erste überzeugt. Vom Davis Cup in Spanien berichtet täglich ein Social-Media-Team des ÖTV, der Bewerb ist auch in ORF Sport + live zu sehen.

Der seit Jahresbeginn im Dienst stehende ÖTV-Kapitän Clemens Trimmel reist zwar mit einer halben Fußballmannschaft nach Spanien an, aber auch dem Ex-Profi ist bewusst, dass seine Burschen krasse Außenseiter sind. "Jeder Punkt, jeder Satz ist ein Erfolg", betonte der Wiener daher immer wieder. "Wir haben keine Chance und die wollen wir nützen."

Hauptlast auf Melzer

Die Hauptlast ruht einmal mehr auf Rekord-Davis-Cup-Spieler Jürgen Melzer (spielt seit 14 Jahren), dem sowohl gegen "Gummiwand" Ferrer (2:5-Bilanz) als auch gegen den aggressiv spielenden Almagro (2:1) noch die besten Chancen zugestanden werden. Noch dazu laboriert Österreichs Nummer zwei, Andreas Haider-Maurer, an den Folgen eines Bänderrisses im Knöchel.

Die Chancen wurden bei insgesamt 20:80 eingeschätzt. Die beste Möglichkeit auf einen Sieg hat Österreich im Samstag-Doppel, in dem man gegen Marcel Granollers/Marc Lopez mit Oliver Marach/Alexander Peya ein eingespieltes Duo aufbieten kann. Marach/Peya können also zumindest dafür sorgen, dass die Fans beider Lager auch am Sonntag noch Daumen drücken können. Sofern nicht ohnehin das Wetter böse mitspielt. Spätestens ab Donnerstag soll es regnen.