Vincenzo Nibali soll beim 99. Giro d'Italia für einen Heimsieg sorgen. Der Sizilianer hat das Rosa Trikot 2013 als bisher letzter Italiener gewonnen. Der 31-jährige Astana-Profi kehrt zwar als Tour-de-France-Sieger (2014) zur dreiwöchigen Italien-Rundfahrt zurück, konnte heuer aber im Gegensatz zu seinen schärfsten Rivalen noch nicht wirklich überzeugen.

Dennoch glaubt sein Teamchef Alexander Winokurow an einen neuerlichen Sieg. "Ich bin sicher, dass Nibali den Giro wieder gewinnen kann", betonte der wegen seiner Dopingvergangenheit umstrittene Kasache gegenüber Cyclingnews.com. Nibali feilte bis zuletzt im Höhentraining an seiner Form.

Landa in bestechender Form

Im Gegensatz zu Nibali zeigte sich der hoch eingeschätzte Spanier Mikel Landa aus dem Sky-Rennstall jüngst beim Giro del Trentino in blendender Verfassung. "Ich bin in sehr guter Form und sehr motiviert. Durch den Trentino-Sieg bin ich im Hoch und bereit für den Giro", sagte der 26-jährige Baske, im Vorjahr noch im Astana-Team hinter den diesmal fehlenden Alberto Contador und Fabio Aru Dritter der Italien-Rundfahrt.

Gegen Landa spricht jedoch seine bisher oft eklatante Zeitfahrschwäche. Mit dem Prolog in Apeldoorn, einer 40-km-Etappe in der Chianti-Region und einem Bergzeitfahren in Südtirol warten drei wichtige Soloprüfungen gegen die Uhr. Kletterspezialist Landa wendete ein, dass er über den Winter sehr hart am Zeitfahren gearbeitet und sich verbessert habe.

Giro-Debüt

In Abwesenheit von Contador, Aru, Nairo Quintana und Tour-Sieger Chris Froome wird sein erfahrener Landsmann Alejandro Valverde (Movistar) ebenfalls zu beachten sein. Der frühere Dopingsünder nimmt erstmals am Giro teil. Aber auch die Kolumbianer Esteban Chaves (Orica) und Rigoberto Uran (Cannondale) sowie Ex-Giro-Sieger Ryder Hesjedal (CAN) und Tom Dumoulin (NED) zählen zum Favoritenkreis.

Vier Österreicher

Der 2012 siegreiche Hesjedal hat im Team Trek mit Riccardo Zoidl ebenso österreichische Unterstützung wie Dumoulin in der Giant-Mannschaft mit Georg Preidler. Für beide ÖRV-Profis ist es der zweite Giro nach 2014.

Die anderen beiden rot-weiß-roten Teilnehmer sind Matthias Brändle und Stefan Denifl aus der IAM-Mannschaft. Brändle fuhr den Giro schon 2010 und 2012 und schaffte dabei jeweils ein Top-Ten-Etappenergebnis. Der Ex-Stundenweltrekordler aus Vorarlberg möchte diesmal gleich beim Prolog aufzeigen. Den 10-km-Auftakt werden jedoch auch andere Spezialisten wie Lokalmatador Dumoulin und Fabian Cancellara (SUI). Der am Dienstag unerwartet ebenfalls nominierte Tiroler Denifl ist zum zweiten Mal nach 2012 dabei.

Preidler soll Dumoulin wie schon zuletzt bei der Tour de Romandie helfen, könnte aber auch Freiheiten bekommen, sollte der Niederländer bei seinem Giro-Debüt nur auf Etappenerfolge losgehen. "Ich hoffe, dass ich auch für mich fahren kann", so Preidler. Den 3.460 Kilometern blickt er jedenfalls positiv entgegen. "Ich freue mich auf jeden Fall auf den Giro, ich habe zuletzt gesehen, dass die Form stimmt", sagte Preidler im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Vor allem in der schwierigen Schlusswoche rechne er sich etwas aus. "Ich regeneriere immer sehr gut, das habe ich auch schon im Vorjahr bei der Tour gesehen."

Harte zweite Woche

Auch im Zeitfahren will der Staatsmeister im Vorderfeld mitmischen. In den Bergen werde er aber wohl nicht wie Dumoulin ganz mit den Stars mithalten. "Ich bin eigentlich ein Helfer. Es reicht, dass ich bis zum letzten Berg meinen Job erledigen kann. Ein Topergebnis bei einer Bergankunft, das ist mir selber auch bewusst, dass ich das nicht schaffen werde. Ich weiß aber, dass ich unter die ersten 20 fahren kann, da hat aber mein Team und auch ich nichts davon", meinte der 25-Jährige.

Wie Preidler sollte auch Zoidl Chancen auf Eigeninitiativen erhalten, zumal der Oberösterreicher unlängst mit einem Bergetappensieg bei der Kroatien-Tour aufhorchen ließ. Gelegenheit zum Glänzen in den Bergen gebe es reichlich. Nach drei Etappen in den Niederlanden geht es in Süditalien zunächst im Mittelgebirge weiter.

Die härtesten Prüfungen warten erst ab der zweiten Woche in den Dolomiten mit dem Bergzeitfahren auf die Seiseralm als Abschluss. Auf eine weitere Dolomiten-Etappe folgen schließlich zwei Hochgebirgsteilstücke auf großteils französischem Boden, ehe die Rundfahrt mit einer Flachetappe von Cuneo nach Turin endet. Hierbei und auf sechs weiteren Etappen davor werden die Sprinter das Sagen haben.