Die ersten Tage der Österreich-Rundfahrt sind nicht die Tage von Stefan Denifl. Der Tiroler hält sich vornehm zurück. Grund zur Freude hat er trotzdem. Denn sein Teamkollege bei IAM Cycling, der Norweger Sondre Holst Enger, setzte sich auf der ersten Etappe von Mörbisch nach Scheibbs im Sprint durch. Ein Mann für die Zukunft, schwärmt sein sportlicher Leiter Kjell Carlström, „er wird in die Fußstapfen von Thor Hushovd treten“.

Extreme Emotionen

Auch von Stefan Denifl erwartete man sich schon in jungen Jahren, dass er in die großen Fußstapfen eines Georg Totschnig oder Thomas Rohregger treten wird. 2009 und 2010, als er Siebenter und Achter der Österreich-Rundfahrt war, schien er auf bestem Weg dazu. Doch dann kam Sand ins Getriebe – und im Vorjahr eine langwierige Knieverletzung. „Vor einem halben Jahr habe ich noch schwarz gesehen, da bin ich nicht auf dem Rad gesessen“, erzählt der 27-Jährige. Doch sein IAM-Team hielt zu ihm. „Das gibt mir Sicherheit“, sagt Denifl.

Er zahlte das Vertrauen bei der Tour de Suisse zurück, holte das Trikot des besten Bergfahrers, diktierte lange die Etappe in Tirol mit Ziel am Rettenbachferner Gletscher hoch über Sölden. „Bei mir war schon die Erleichterung groß, wieder Rad fahren zu können. Und dann auch noch eine große Rundfahrt über zehn Tage, daheim, im Blauen Trikot des besten Bergfahrers, das waren extremeEmotionen“, erzählt er.

Vorfreude auf die Berge

Schnell war klar: Wer in der Schweiz der beste Bergfahrer ist, dem ist die Österreich-Rundfahrt auf den Leib geschneidert. „Natürlich habe ich mir die Etappen angeschaut. Und für mich ist es gut, dass die Berge erst gegen Ende hin kommen“, sagt er zur Favoritenrolle. Aber: „Ich habe heuer gleich viele Rennkilometer wie Trainingskilometer. Und die Erholung nach der Tour de Suisse fiel schon schwer. Ich war schon fast nervös, aber prinzipiell sollte ich gut drauf sein.“

Die beste Kulisse

Seine erste Stunde schlägt am Dobratsch in Kärnten, wo am Mittwoch die erste Bergankunft wartet. Und dann geht es am Donnerstag aufs Kitzbüheler Horn. An beiden Tagen muss Denifl für den Gesamtsieg vorne dabei sein. „Aber da sind auch viele Leute dabei, die ich kenne – in Kitzbühel, in Innsbruck.“ Die beste Kulisse, um allen zu zeigen: Denifls Leidenszeit ist vorbei.