Es ist eines der fünf „Monumente des Radsports“, ein italienisches Nationalheiligtum und ein Mythos – Mailand-San Remo, mit 293 Kilometer das längste Eintagesrennen der Welt.
Von klein auf schon hat Marco Haller die „La Primavera“, die sogenannte Fahrt in den Frühling, verfolgt. Hat gebannt zugeschaut wie sich die ganz großen Namen des Radsports über Stunden die italienischen Rivera entlangschlängelten, ehe die finalen Anstiege zur Cipressa und zum Poggio das Feld gnadenlos zerbröckeln ließen.

„Dieses Rennen hat mich schon immer wahnsinnig fasziniert. Und jetzt steh ich selber am Start“, sagt der 23-Jährige mit funkelnden Augen.
Der Kärntner zählt zu jenen acht Auserwählten, die sein Rennstall Katjuscha für den prestigeträchtigen Frühjahrsklassiker nominiert hat. Eine besondere Ehre, denn mit dem Norweger Alexander Kristoff hat die russische Equipe den Titelverteidiger in ihren Reihen.

Zugleich ist es auch ein Beweis, dass der Klagenfurter in seinem vierten Profijahr wohl endgültig den Sprung in die „Einsergarnitur“ seines Teams geschafft hat. Das Adrenalin war jedenfalls in den letzten Tagen vor seinem heutigen Debüt kontinuierlich am Steigen. „Da wär ja auch was falsch, wenn’s nicht so wär“, grinst Haller, der seine Aufstellung erst am Donnerstag mit Platz drei beim GP Nobili (1. HC) bestätigen konnte.

Rennpremiere als Vater

Als Mailand-San Remo-Koryphäe kann man getrost Bernhard Eisel (Sky), den zweiten Österreicher am Start, bezeichnen. Der Wahl-Klagenfurter bestreitet heute bereits zum 13. Mal die „Classicissima“. In diesem Jahr allerdings erstmals als Vater. Vor wenigen Wochen kam Tochter Freja auf die Welt, was zwar eine Rennpause und kürzere Nächte mit sich zog, aber laut Eisel keinen Formverlust. „Ich fühle mich in guter Verfassung“, meint der 34-Jährige, dessen Vorbereitung auf Mailand-San Remo gemeinsam mit Trainingspartner Haller ziemlich  intensiv ausgefallen ist.
Zuletzt spulten die beiden 247 Kilometer in acht Stunden herunter. Das bedeutete neuen internen Trainingsrekord.

BIRGIT KAINER