Nun hat also auch ein Brite Paris erobert: Bradley Wiggins, der sympathische Typ mit den langen Koteletten, hat als erster Engländer die Tour de France gewonnen. Über den Champs-Élysées wehte nach 109 Jahren erstmals der "Union Jack", sangen die über den Kanal angereisten Fans "God save the Queen". Die Zeitung "The Guardian" würdigte den Sieger: "Britannien hat einen neuen und sehr menschlichen Sporthelden."

Mit der beeindruckenden Demonstration seiner Extraklasse im letzten Zeitfahren am Samstag hatte Wiggins im hautengen gelben Rennanzug seinen Triumph zementiert. "Wunderschön, einfach nur wunderschön", beschrieb der dreimalige Olympiasieger und fünfmalige Weltmeister auf der Bahn nach seinem zweiten Etappensieg seine Gefühlslage. "Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Es war eine lange Reise mit einem traumhaften Ende. Ich realisiere, was ich erreicht habe. Schon als Kind habe ich davon geträumt."

Sensationelle Rundfahrtserie

Der dreimalige Kampf gegen die Uhr über insgesamt 101,4 Kilometer war die Basis für Wiggins' Tour-Sieg. Der Spezialist kommt als Ausdauerfahrer von der Bahn. Seit dem Wechsel auf die Straße 2009 schaffte es Wiggins ohne Krafteinbußen, sein Gewicht von 83 auf erstaunliche 71 Kilo zu senken. In dieser Saison legte der Umsteiger eine geradezu sensationelle Rundfahrtserie hin: Siege bei Paris-Nizza, in der Tour de Romandie, bei der Dauphiné. Und nun die Tour.

Der elegante Stilist mit der aerodynamischen, ruhigen Körperhaltung deklassierte alle Rivalen. Im Schlussklassement trennen Wiggins 3:21 Minuten von seinem zweitplatzierten Landsmann Christopher Froome. Auf dem Podest begrüßten sie als Dritten, mit 6:19 Minuten klar distanziert, den Italiener Vincenzo Nibali. Für Vorjahressieger Cadel Evans (35) endete die Tour mit einem Fiasko: Rang sieben. 15:51 Minuten trennen nach 3497 Kilometern die Sieger von 2012 und 2011.

Insgesamt war es die Tour der Briten und des britischen Sky-Teams. Gesamtsieger Wiggins, der Zweitplatzierte Froome und Schlussetappensieger Mark Cavendish stammen alle von der Insel und fahren alle für Sky.