Bernd Wiesberger ist bekannt dafür, zu den längsten zu gehören - wenn es um den Abschlag geht. Und trotzdem wird Österreichs Golf-Nummer-eins dieser erste Platz besonders freuen, auch wenn es dafür weder Preisgeld noch Pokale gibt. Aber der Burgenländer darf von sich behaupten, den längsten zu haben - den weitesten gemessen Abschlag der Saison.

Gelungen ist das dem frischgebackenen 30er bei seinem Gastspiel im Rahmen der World Golf Championship auf dem Firestone CC. Da wurde ein Drive Wiesbergers mit 426 Yards (umgerechnet rund 390 Metern) vermessen. Weiter kam in dieser Saison keiner. Mit dem 426-Yard-Kracher war der Longhitter aus dem Burgenland nicht nur die Nummer eins der Drive-Wertung auf der größten Profigolf-Tour der Welt. Er übertraf vergangenen August im Firestone CC auf der 16 der Schlussrunde auch den ebendort aufgestellten 2014er-"PGA-Weitschuss-Rekord" von Bubba Watson um zwei Yards.

"Jahr der Extreme"

Der Österreicher hat damit eine weitere Duftspur auf der PGA-Tour hinterlassen, auf der er heuer so viele Auftritte wie noch kein Österreicher vor ihm absolviert hat. "Ich bin sieben, acht Mal über den Teich, es war ein Jahr der Extreme."

Dass Wiesberger die volle Mitgliedschaft auf der PGA-Tour schafft und damit längere Zeit in Amerika verbringt, ist wohl nur eine Frage der Zeit. Tatsache ist, dass der auf Platz 27 der Weltrangliste vorgestoßene Oberwarter auch in seinem vierten Lebensjahrzehnt sehr große Ziele hat. Zudem kommt er ins offenbar beste Golf-Alter.

Die besten Jahre

"Statistisch gesehen sind die besten Jahre zwischen 30 und 40", sagte Wiesberger vergangene Woche unmittelbar nach seinem 30. Geburtstag (8. Oktober) beim "Final 5" seines Sponsors Red Bull im heimatlichen Reiters GC von Bad Tatzmannsdorf. "Es verschiebt sich aber gerade in beide Richtungen. Wir haben die jüngste Nummer eins der Weltrangliste seit Tiger (Woods) und gleichzeitig Leute, die mit späten 40, Anfang 50 noch vorne mitspielen", so Wiesberger.

Er selbst ist zudem bisher weitgehend frei von Verletzungen geblieben. Auch der runde Geburtstag verlief unspektakulär. "Es hat nichts wehgetan, ich bin auch ohne Kopf- oder Kreuzschmerzen aufgewacht", scherzte der Reiters-Pro, der auch das Training abseits der Golfplätze gut im Griff hat. Mit Coach Johannes Schober arbeitet er an Fitness und Verletzungs-Vorbeugung. Mentalcoach hat Wiesberger aber nach wie vor keinen.

Potenzial im kurzen Spiel

Wiesberger steht im bisher besten Jahr seiner Karriere, Verbesserungspotenzial ist aber immer noch da. "Beim langen Spiel war ich einer der Besten", weiß er. "Beim Spiel unter 100 Metern und rund ums Grün muss ich weiter arbeiten." Da ist einiges schon für die Zukunft in Bewegung gesetzt worden. So kann er nun etwa auf einem künstlichen Grün wetterunabhängig das Kurzspiel üben.

Schon jetzt kann Wiesberger 2016 - da steht auch Olympia in Rio auf dem Programm - deutlich besser planen als dieses Jahr, weil er praktisch alle derzeit möglichen Qualifikationskriterien erfüllt hat. Er wird deshalb im kommenden Jahr seine Turnierblöcke rund um die WGC's und Majors bilden.