Im Vorjahr lachte Bernd Wiesberger von den Plakatwänden, diesmal trägt der Werbeträger aus dem Burgenland einen verwegenen Dreitagebart. Ist zwar weniger authentisch, heiligt aber trotzdem das Mittel, auf die Lyoness Open hinzuweisen, die am Donnerstag im Diamond Country Club zu Atzenbrugg beginnen. Wiesberger, der beste Golfer, den das Land je hervorgebracht hat, gewann das European-Tour-Turnier 2012, vorigen Juni musste er sich nach dem Stechen mit Platz zwei begnügen.

Oberwart statt Monte Carlo

Der Oberwarter reist mit breiter Brust nach Niederösterreich, bei den Irish Open wurde er Zweiter. "Es ist gut, mit so einem positiven Gefühl zum Heimevent zu kommen", sagt der 29-Jährige, der gleich nach den Lyoness Open, am liebsten nach der sonntägigen Siegerehrung, zu den US Open in University Place fliegen wird.

So klar wie diesmal war die Favoritenrolle selten definiert. Wobei nicht zu vergessen ist, dass es sich bei Golf um eine Wissenschaft handelt, bei der Millimeter, der Wind und das Glück entscheidend sein können. Deshalb klingt es nicht nach Tiefstapeln, wenn Wiesberger vor dem mit 1,5 Millionen Euro dotierten Turnier sagt: "Immer bessere Spieler finden den Weg in den Diamond Country Club, heuer ist es der Belgier Nicolas Colsaerts, der 2012 den Ryder Cup gewonnen hat. Deswegen wird es immer schwieriger, vorne mitzuspielen. Aber der Platz liegt mir, hier fühle ich mich wohl."

Short evening Session with @PhilDeBusschere at #DCC . Really excited for a great #LyonessOpen Week! @EuropeanTour

— Bernd Wiesberger (@BWiesberger) 8. Juni 2015

Dass Bernd Wiesberger als Zugpferd für die Veranstaltung herhalten muss, daran hat er sich längst gewöhnt. "Eigentlich passiert das immer nur hier, dass so ein Rummel um meine Person gemacht wird. Wenn es ruhiger zugeht, habe ich auch nichts dagegen." Ist eben Charaktersache – die einen übersiedeln nach Monte Carlo, Las Vegas, Honolulu. Die anderen bleiben in Oberwart und also auf dem Boden.

Bernabeu statt UPC-Arena

Lukas Nemecz, der (noch) auf der Challenge Tour zu Hause ist, wird nach zwei 40. Plätzen zum dritten Mal als Profi bei den Lyoness Open abschlagen. Der Grazer ist begeistert vom europäischen Ambiente. "Umgelegt auf den Fußball ist das, wie wenn du jede Woche im Sturm-Stadion spielst und plötzlich im Bernabeu auflaufen darfst. Hier steht der Spieler im Mittelpunkt." Obwohl Nemecz keine Punkte für die Challenge-Tour-Rangliste machen kann, sieht er den Start als Verpflichtung. "Nach Bernd klafft in Österreich eine sehr große Lücke. Die will ich schließen. Dafür muss ich mich mit den Besten messen."