So schnell geht es: Vor zwei Wochen in Barcelona lag die Formel 1 Max Verstappen nach dessen völlig überraschendem ersten Grand-Prix-Sieg seiner Karriere noch zu Füßen. Jetzt in Monaco stand Teamkollege Daniel Ricciardo im Rampenlicht, der es schaffte, die bisher als unschlagbar geltenden Mercedes zu besiegen. Und der 18-jährige Verstappen musste sich eine Menge spöttische Bemerkungen anhören, nachdem er schon im ersten Qualifying-Abschnitt in der Leitplanke landete und morgen aus der letzten Reihe starten muss.

Vielleicht auch ein Grund: Verstappen wusste von Beginn des Wochenendes an, dass er hier nicht die optimalen Voraussetzungen haben würde: Den einzigen neuen, 30 PS stärkeren Reanult-Motor bei Red Bull, der sicher drei Zehntel pro Runde bringt, bekam sein Teamkollege Daniel Ricciardo. Weil der in der WM besser platziert ist. Was Verstappen zumindest nach außen hin ohne Murren akzeptierte. Innerlich aber vielleicht doch nicht so ganz – und dann mit noch mehr Einsatz und Risiko den „Ausgleich“ schaffen – was gerade in Monaco natürlich sehr leicht schiefgehen kann. „Ich habe mich gut gefühlt, habe einfach zu früh eingelenkt, die Mauer getroffen, dabei ist die Aufhängung gebrochen. Das war eine Fehlkalkulation“, gab er geknickt zu. Ab und zu zu viel wollen – dagegen schützt gerade mit 18 Jahren in der Hitze des Gefechts auch 14 Jahre Rennsporterfahrung nicht unbedingt. Verstappen begann ja schon mit vier Jahren im Go-Kart. Seitdem spielt sich sein Leben in erster Linie auf Rennstrecken ab. Der Preis dafür: Eine andere, „normale“ Welt, gibt es für Max Verstappen nicht. Andere Jugendliche in seinem Alter feiern Partys, haben verschiedene Hobbys – das gibt es für ihn nicht: „Alles, was ich in meinem Leben tue, hat mit Rennsport zu tun. Das ist jetzt so – und das war eigentlich früher auch schon immer so. Ich bin nun mal in einer Familie aufgewachsen, in der sich alles immer nur um den Rennsport gedreht hat.“

Nicht nur sein Vater Jos, einst bei Benetton auch Teamkollege von Michael Schumacher, war ja Rennfahrer. Seine Mutter Sophie Kumpen war früher eine sehr erfolgreiche Kart-Pilotin, ihr Bruder Anthony Kumpen, Max Onkel, ist ebenfalls Profi-Rennfahrer und in der europäischen sowie der nordamerikanischen NASCAR-Szene aktiv. Schon fast logisch, dass seine Freundin dann auch aus einer Rennsport-Familie stammt und selbst aktiv ist. Mikaela Ahlin-Kottulinsky, fünf Jahre älter als Max, fährt im Audi-TT-Cup.

Schon als kleines Kind schnupperte er Formel-1-Luft: „Ich weiß noch ganz genau, dass ich 2000 oder 2001 in Malaysia einmal live dabei war. Da ist mein Vater ja noch gefahren. Aber um die Zeit habe ich auch schon immer im Fernsehen zugeschaut.“ Und nur Zuschauen reichte nicht: „Ich habe ihn immer eine Menge Dinge gefragt, wollte viel wissen. Manchmal zu viel – er hat dann schon mal gesagt, ich solle aufhören, ständig irgendwelche Fragen zu stellen.“

Durch seinen Vater habe er aber von Anfang an verstanden, „dass der Rennsport kein Spiel, sondern eine ziemlich ernsthafte Sache ist. Er hat mich dementsprechend vorbereitet. Das war manchmal ziemlich hart, aber es war richtig und es hat mich bis hier her gebracht.“

KARIN STURM, MONTE CARLO