Nico Rosberg hat seine beeindruckende Serie auf sieben Formel-1-Siege nacheinander ausgebaut und dabei erneut vom Pech seiner Rivalen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton profitiert. Der deutsche WM-Spitzenreiter gewann am Sonntag in Sotschi souverän den Großen Preis von Russland vor seinem Mercedes-Teamkollegen Hamilton, der nach technischen Problemen nur als Zehnter ins Rennen gegangen war.

Dritter wurde der Finne Kimi Räikkönen im Ferrari. Sein Teamkollege Vettel musste nach einem Unfall schon in der ersten Runde aufgeben, seine Titelchancen sind nach der zweiten Nullnummer im vierten Saisonlauf auf ein Minimum gesunken. Der Rückstand auf Rosberg beträgt bereits 67 Punkte. Auch Hamilton liegt als WM-Zweiter 43 Punkte hinter dem Leader. Rosberg fehlen nun zwei weitere Siege in Spanien (15. Mai) und Monaco (29. Mai) um den entsprechenden Rekord von neun Siegen en suite, den Vettel (2013) und der Italiener Alberto Ascari (1952/53) halten, einzustellen.

Vettel blieb das Pech an diesem Wochenende treu. Erst die Elektronik, dann ein Getriebewechsel samt Strafversetzung um fünf Ränge - die Aufholjagd von Platz sieben war denkbar kurz. Gleich zu Beginn verbremste sich sein russischer Red-Bull-Kontrahent Daniil Kwjat, schob Vettel an, der wiederum berührte Ricciardo und erhielt mit plattem Reifen schließlich ein weiteres "Bussi" von Kwjat, das ihn in die Boxenmauer beförderte. "Was soll ich machen? Ich war nicht zweimal der, der jemandem drauf gefahren ist", klagte der 28-Jährige. "Was zum Teufel machen wir hier eigentlich", schimpfte er über Funk.

Just Kwjat, der Vettel vor zwei Wochen in Shanghai mit seinem Überholmanöver zu Rennbeginn schwer gereizt hatte. "Du bist dahergekommen wie ein Torpedo", hatte Vettel den drittplatzierten Russen damals geschimpft. In Sotschi fiel Kwjat nach einer Strafe ans Ende des Klassements zurück und wurde schließlich 15. "Er hat sehr hart gebremst, ich entschuldige mich natürlich, aber ich habe das nicht kommen gesehen", versuchte sich Kwjat zu rechtfertigen. Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner war - aus mehreren Gründen - geknickt. "Ich entschuldige mich bei Sebastian, Danii hat sich bei seinem Bremsen verschätzt", sagte der Engländer, dessen Piloten Kwjat und Daniel Ricciardo (11.) leer ausgingen. "Null Punkte, das ist frustrierend", klagte Horner.

"Maximum herausgeholt"

Erfreut und erleichtert vernahm sich hingegen nach dem Doppelsieg Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Wir haben das Maximum herausgeholt. Aber da war auch ein bisschen Glück dabei, dass in der ersten Runde diese Kollision passiert ist", meinte der Wiener. Wir haben bei beiden Autos sehr gezittert. Wir hatten ein Wasserleck bei Lewis, er war so knapp dran, auszuscheiden. Und auch bei Nico haben wir komische Signale vom Motor bekommen, da war auch nicht klar, ob wir es schaffen." In puncto WM sei freilich noch nichts entschieden: "Es ist ein solider Vorsprung, aber es kann noch eine Menge passieren."

Rosberg ließ sich bei seinem insgesamt 18. Sieg auch von der anfänglichen Safety-Car-Phase nach den Unfällen von Vettel und Nico Hülkenberg nicht aus der Ruhe bringen, spulte sein Programm gewohnt präzise ab und fuhr schnell einen klaren Vorsprung heraus. Er sah es ähnlich wie Wolff. "Es sind erst vier Rennen, Lewis wird zurückkommen, da bin ich sicher", erklärte er vorsichtig. Statistisch gesehen kann dem 30-Jährigen, der nach Ayrton Senna (1991), Nigel Mansell (1992) und Michael Schumacher (1994, 2004) als Fünfter Fahrer die ersten vier Rennen gewann, aber nicht mehr viel passieren: Seine vier Vorgänger standen am Jahresende allesamt ganz oben.

Dank der Überlegenheit des Mercedes arbeitete sich auch Teamkollege Hamilton ziemlich mühelos nach vorn. Nach dem Auftaktchaos war der 31-Jährige schon Fünfter. Auch die beiden Williams-Fahrer Felipe Massa und Valtteri Bottas sowie Räikkönen im zweiten Ferrari konnten Hamilton nicht lange aufhalten. Als alle Piloten zum ersten Mal die Reifen gewechselt hatten, war Hamilton Zweiter. Mehr allerdings ging für den zweimaligen Sotschi-Sieger nicht, weil er wegen eines Problems mit dem Wasserdruck am Ende nicht mehr Vollgas geben durfte.

Rechtzeitig zum Schlussspurt flog dann auch Wladimir Putin ein. In Runde 47 nahm Formel-1-Chef Bernie Ecclestone Russlands Staatschef in Empfang, umgeben von Leibwächtern verfolgte dieser die letzten Runden.