Es war, als hätte es den großen Mercedes-Ausrutscher in Singapur nie gegeben: In Suzuka lieferten die Silberpfeile wieder den gewohnt dominanten Auftritt ab, Lewis Hamilton und Nico Rosberg feierten vor Sebastian Vettel den bereits achten Doppelsieg in dieser Saison.

Was aber nach dem Rennen für die meisten Diskussionen sorgte: Die führenden Mercedes waren während der gesamten TV-Übertragung kaum zu sehen – dafür aber viele Zweikämpfe im Mittelfeld. Die Bildauswahl im Fernsehen wird ja heute nicht mehr von dem jeweiligen nationalen Fernsehsender des Landes bestimmt, in dem das Rennen stattfindet, sondern von der FOM-Weltregie. Auch bei Mercedes selbst war das natürlich zur Kenntnis genommen worden – begeistert war niemand. Teamchef Toto Wolff versuchte es mit Galgenhumor, um nicht in zusätzliche gefährliche Fettnäpfchen zu treten: „Ich habe unsere Autos eine Stunde lang nicht gesehen. Ich weiß gar nicht, wie das Rennen ausgegangen ist.“

Ein Rache-Akt von Ecclestone?

Was hinter den Kulissen vermutet wird: Es könne sich um eine „Strafaktion“ von Ecclestone gegenüber den Silbernen handeln, weil der große kleine Formel-1-Boss auf die Mercedes-Bosse sauer ist: Nach anfänglich positiv klingenden Tendenzen weigern sie sich nun doch, Red Bull im nächsten Jahr mit Motoren zu beliefern. Und nachdem es scheint, dass auch der zweite Red-Bull-Verhandlungspartner, Ferrari, einen Rückzieher gemacht hat und nicht mehr die von Oberchef Sergio Marchionne bereits mündlich zugesagten aktuellen, sondern nur noch Vorjahres-Triebwerke zur Verfügung stellen will, rückt ein Red-Bull-Austieg immer näher.

Im 88-minütigen Rennen war Mercedes nur rund sechs Minuten lang zu sehen:

Vorjahresmaterial sei für ihn definitiv nicht akzeptabel, so Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz, dessen Kompromissbereitschaft in der letzten Woche noch gesunken sein dürfte. Denn durch die Ereignisse bei VW hat sich ein Einstieg des Konzerns bei Red Bull 2018, für den die Pläne in den Wochen davor schon ziemlich weit gediehen waren, endgültig zerschlagen.

Niki Lauda wird bei "Bernie" nachfragen

Mercedes-F1-Aufsichtsratschef Niki Lauda, der ja ursprünglich selbst derjenige war, der bei Silber den Deal mit Red Bull einfädeln wollte, dann im letzten Moment aber zurückgepfiffen wurde, wollte den Verdacht auf diesen Hintergrund freilich offiziell nicht bestätigen: „Dazu kann ich nichts sagen. Es war nur witzig, dass man selbst beim Reifenwechsel vom Führenden Lewis Hamilton erst auf das Autos geschaltet hat, als er die Boxen verlassen hat. Man hat nicht mal gesehen, wie die Reifen gewechselt wurden. Das war schon interessant.“ Er wolle aber schon mal nachfragen, was da bei denen schief lief, „die für die Auswahl der Aufnahmen zuständig sind. Ich will Bernie nächste Woche sowieso treffen.“