Er musste eine Weile zittern – aber jetzt kann Kimi Räikkönen beruhigt in die zweite Saisonhälfte der Formel 1 gehen: Sein Ferrari-Vertrag wurde um ein weiteres Jahr verlängert, sein "Traum kann weitergehen."

Wer sich neben dem Finnen selbst mit Sicherheit am meisten freut, ist Sebastian Vettel. Der hatte ja in den letzten Wochen immer wieder mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass er am liebsten mit seinem guten Kumpel Räikkönen weiter arbeiten würde. Dem viermaligen Weltmeister ist Harmonie in seiner Umgebung sehr wichtig – und zwischen den beiden stimmt einfach die Chemie. Dazu kommt: Vettel ist überzeugt, dass der Weltmeister von 2007 sehr wohl immer noch gut und schnell genug ist, um ihn regelmäßig zu pushen und nach vorn zu treiben, andererseits aber routiniert und erfahren genug, um nicht permanente "Siege" gegen den Teamkollegen, zum Beispiel in eigentlich unbedeutenden freien Trainings, über das Gesamtinteresse des Teams, nämlich noch weiter nach vorne zu kommen, zu stellen.

Wer sich ganz sicher auch freut: Die vielen, vielen Räikkönen-Fans weltweit. Erst kürzlich wurde Kimi ja in der internationalen Fanumfrage der Fahrergewerkschaft GPDA zum derzeit beliebtesten Formel-1-Fahrer überhaupt gewählt. Auch wenn den Medien die Einsilbigkeit des Finnen, seine oft offen zur Schau getragene Lustlosigkeit bei allen Terminen außerhalb des Autos manchmal schon ein bisschen auf die Nerven geht: Die Fans lieben ihn genau deswegen, wegen seiner Ecken und Kanten, seiner Entschlossenheit, sich auch von der Marketing- und PR-Welt der Formel 1 nicht verbiegen lässt.

Ein bisschen hin- und hergerissen dürfte Nico Hülkenberg sein: Der hatte sich zwar in diesem Jahr nicht wirklich große Chancen bei Ferrari ausgerechnet, auch wenn er gerade von deutschen Medien immer wieder als potenzieller Räikkönen-Nachfolger angesehen wurde. "Aber ein bisschen Hoffnung hat man natürlich immer auf so einen Platz", gibt der Force-India-Pilot zu. Andererseits eröffnet ihm die jetzige Konstellation möglicherweise eine neue Chance durch die Hintertür. Hülkenberg scheint ja ernsthaft mit dem Gedanken zu spielen, nächstes Jahr für das amerikanische Neueinsteigerteam Haas zu starten, das nicht nur mit Ferrari-Motoren antritt, sondern auch sonst eng mit den Italienern verbandelt ist. Da der Räikkönen-Vertrag nur um ein Jahr verlängert wurde und viele sowieso davon ausgehen, dass der Finne dann seine Formel-1-Karriere beendet, könnte der Platz dann endgültig frei werden. Und vielleicht gelingt es dem Deutschen in der Zeit engerer Zusammenarbeit, die Ferrari-Führung von seinen Qualitäten zu überzeugen.

Am meisten ärgern dürfte sich mit Sicherheit Valtteri Bottas. Der Williams-Fahrer war ja Nummer 1 auf der Ferrari-Wunschliste – obwohl er bei Williams immer wieder Mühe mit seinem Teamkollegen Felipe Massa hat, den Ferrari ja vor zwei Jahren wegen mangelnder Leistungen entsorgte. Aber die mindestens 12 Millionen Euro Ablöse für ihn waren sicher ein Grund für Ferrari, die Idee wieder aufzugeben – neben dem Wunsch, Sebastian Vettel nicht zu verärgern. Bottas weiß aber auch ganz genau: Auch wenn er nächstes Jahr ablösefrei zu haben wäre – sicher kann er sich nicht sein, dass er dann wieder der Top-Kandidat ist. In der Forme1 1 können sich die Dinge schnell verändern, können sich neue Namen nach vorn schieben, sei es ein Hülkenberg oder auch ein Nachwuchsmann wie Felipe Nasr, der schon jetzt in seinem ersten Jahr bei Sauber-Ferrari positiv auf sich aufmerksam machte.

Auch nicht begeistert dürften diejenigen bei Ferrari sein, die in den letzten Wochen und Monaten mehr oder weniger offen für eine Abösung von Räikkönen plädierten – es gab durchaus Strömungen in diese Richtung. Und auch die italienischen Zeitungen, die schon vor ein paar Wochen den Bottas-Wechsel zu den Roten als vollzogen meldeten, müssen sich jetzt den ein oder anderen ironischen Kommentar gefallen lassen.