Natürlich hatte Bernie Ecclestone seine Finger im Spiel. Der Boss der Formel 1 war vor dem Ungarn-Grand-Prix zu Toto Wolff gegangen und hatte Mercedes "gewarnt", zum Wohle der Formel 1 nicht auch dieses Rennen zu gewinnen. Dass die Silberpfeile ihm den Gefallen im Chaos-Rennen auf dem Hungaroring tatsächlich taten, überraschte aber selbst den abgebrühten 84-Jährigen. "Da habt ihr ein bisschen übertrieben", flachste der Königsklassen-Impresario anschließend mit Wolff, dem alles andere als zum Lachen zumute war.

Toto Wolff als fairer Verlierer

Aber der Mercedes-Motorsportchef zeigte sich als fairer Verlierer: "Für die Fans war es ein fantastisches Rennen - auch wenn alles gegen uns gelaufen ist", sagte der Österreicher und fügte ganz im Sinne Ecclestones an: "Es war ein guter Tag für die Formel 1."

So sah es auch die internationale Presse. "Nach einer Show der Superlative in Silverstone lässt die Formel 1 die Herzen auch in Ungarn schneller schlagen", schrieb der Guardian, der Mirror sprach von der "dramatischsten Show der Saison".

Britische Presse schießt gegen Hamilton

Weltmeister Lewis Hamilton, der im Training und Qualifying so gnadenlos dominiert hatte, erlebte dagegen laut Wolff "einen Albtraum". Alles, was schief gehen konnte, ging schief, und die englische Daily Mail fand harte Worte. Der 30-Jährige sei unterwegs gewesen, "wie ein Mann, der aus der Kneipe kommt und acht Pints Bier getrunken hat. Er war selbstzerstörerisch, eine Gefahr für andere."

Letztlich profitierte Hamilton als Sechster aber sogar vom noch größeren Pech seines Teamkollegen Nico Rosberg(8.) und baute seinen Vorsprung in der WM-Wertung auf 21 Punkte (202:181) vor der Sommerpause aus.

Doch davon wollte Hamilton eigentlich gar nichts wissen, stattdessen gab sich der Brite demütig. "Es war eine Prüfung, Widerstände und eigene Fehler zu überwinden. Ich kann ehrlich sagen, dass es nicht nach Plan gelaufen ist, aber ich habe alles gegeben und bin stolz auf mich, egal was dabei herausgekommen ist. Ich werde daran wachsen und stärker zurückkommen", verkündete der zweimalige Champion, der sich wiederholt beim Team für seine Leistung entschuldigte.

Rosberg hadert mit dem Schicksal

Ein bisschen mit dem Schicksal haderte Rosberg. Platz zwei wäre möglich gewesen, nach der Safety-Car-Phase sogar der Sieg, aber aus logistischen Gründen musste der Wiesbadener mit den härteren Reifen und somit stumpfen Waffen gegen Daniel Ricciardo kämpfen, der ihn letztlich dann auch noch abschoss.

Dass er zwischenzeitlich sogar virtuell die WM-Führung übernommen hatte, davon wollte der werdende Vater allerdings nichts wissen. "Ich hätte einige Punkte gutmachen können, aber von WM-Führung zu reden macht keinen Sinn", so Rosberg: "Das ist nicht korrekt und das bringt auch nichts, das macht meinen Urlaub nur unnötig kaputt, und es trifft auch nicht zu. Es ist sehr enttäuschend, dieser Sport ist manchmal verdammt hart. Mannomann, so ein Mist, unglaublich."

Immerhin weiß der Vize-Weltmeister mit so einer Situation umzugehen. "Ich habe das schon so oft erlebt in meiner Karriere, dieses Gefühl kenne ich so gut. Das wird auch immer wieder kommen, so ist der Sport nun mal. Da gibt es die wahnsinnig schönen Momente und dann gibt es auch die richtig harten, und heute war es einer von denen." Das wird Bernie Ecclestone wohl etwas anders sehen.