Sebastian Vettel und Ferrari treten die Sommerpause in der Formel 1 mit Hochgefühlen an. Beim GP von Ungarn auf dem Hungaroring haben sich der vierfache Weltmeister und die Scuderia am Sonntag eindrucksvoll im Titelrennen zurückgemeldet. Das bisher so dominierende Mercedes-Team hat indes mit Rang sechs von WM-Leader Lewis Hamiltondem eine Beziehung mit Pop-Star Rihanna nachgesagt wird, und Rang acht von Nico Rosberg den ersten echten Dämpfer erhalten.

Ferrari schwebte nach Vettels historischem Triumph im siebenten Himmel und fühlt sich nur noch einen Sieg vom "Paradies" entfernt. "Statistisch sind es nur 25 Punkte. Aber mein zweiter Sieg mit Ferrari ist unbezahlbar", sagte der vierfache Formel-1-Weltmeister und stufte diesen aus mehreren Gründen als "einen der besondersten meiner Karriere" ein.

Das Saisonziel bereits erreicht

"Vettel, der Zauberer", schrieb die italienische Zeitung "La Gazzetta dello Sport" bewundernd. "La Repubblica" resümierte: "Meisterwerk von Ferrari in Budapest an einem schwarzen Tag für Mercedes." Teamchef Maurizio Arrivabene wies stolz darauf hin, dass die Scuderia das von ihm vorgegebene Saisonziel von zwei Siegen schon nach dem zehnten Rennen erreicht hat: "Bei drei wären wir im Paradies und bei vier...."

Nach dem insgeheim erhofften, aber keinesfalls einkalkulierten Coup in Ungarn schmiss Vettel seine Reisepläne kurzfristig über den Haufen. Statt noch am Sonntagabend zur Familie in die Schweiz heimzufliegen, jettete er mit dem Team nach Italien. Am Firmensitz in Maranello feierten die "Roten" ihren "süßen Erfolg" (Vettel), der durch die Schlappe der Silberpfeile noch mehr schmeckte.

Emotionaler Grand Prix

Grund zum Feiern gab es für Vettel und Ferrari reichlich: Mit 41 Siegen zog der 28-jährige Deutsche nun mit der am 1. Mai 1994 in Imola tödlich verunglückten Formel-1-Legende Ayrton Senna gleich. Es war sein erster Erfolg auf dem Hungaroring beim neunten Start. Zudem sorgte er elf Jahre nach Michael Schumacher für den ersten deutschen und Ferrari-Sieg in Ungarn. Weil der von Ferrari protegierte Marussia-Pilot Jules Bianchi am 17. Juli neun Monate nach seinem schweren Unfall in Japan gestorben war, war dieser Grand Prix auch extrem emotional und bewegend.

In puncto Titelrennen fiel anderen Aspekten ein besonderes Gewicht zu: Vettel ist nun wieder näher an Mercedes dran. Auf Spitzenreiter Lewis Hamilton (202) verkürzte der Deutsche (160) seinen Rückstand auf 42 Punkte; Rosberg (181) könnte er im Fall eines optimalen Verlaufs beim nächsten Grand Prix in Spa sogar überholen.

"Wir sind drauf und dran, den Abstand zu verringern", hob Vettel hervor. "Aber wir haben noch viel zu tun." Arrivabene pflichtete bei: "Wir haben zwei Siege, aber wir müssen mit den Füßen auf dem Boden bleiben. Mercedes ist weiterhin das stärkste Team." Aber doch nicht unschlagbar. Und das ist für die bisher meist gedemütigte Konkurrenz auch psychologisch ein großer Vorteil.

Hamilton will in Spa zurückschlagen

Während Vettel und Ferrari frohgemut in die Sommerferien gingen, hatte Ungarn den Silberpfeilen nach dem schwächsten Abschneiden seit Brasilien im November 2013 die Laune gründlich verdorben. "Das war, denke ich, eines der schlechtesten Rennen", sagte Hamilton äußerst selbstkritisch. "Ich kann mich nur beim Team entschuldigen." Er habe einfach zu viele Fehler gemacht. "Am Ende war es Schadensbegrenzung in Sachen WM-Punkte. Ich muss jetzt das Positive mit in den Sommer nehmen und in Spa zurückschlagen", sagte der Brite.

Für Rosberg war besonders bitter, dass er wegen des aufgeschlitzten Hinterreifens nach einem Duell mit Daniel Ricciardo den greifbar nahen zweiten Platz verlor. "So ein Mist! Mann o Mann", klagte er. Statt wenigstens Punkte auf Hamilton gutzumachen, büßte er sogar vier weitere Zähler ein.

Mercedes will Lehren aus dem Rennen ziehen

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff kostete die unglaubliche Zahl an Zwischenfällen ("Mehr als in der gesamten bisherigen Saison") nach eigenen Angaben "wieder ein paar mehr graue Haare". Das Team müsse das Rennen analysieren und Lehren daraus ziehen. "Danach werden wir unsere Akkus aufladen, um in Spa zurückzuschlagen", kündigte er an.

Dagegen durfte auch Red Bull aufatmen. Mit dem Russen Daniil Kwjat auf Rang zwei und dem Australier Daniel Ricciardo auf Platz drei flankierten die zwei Red-Bull-Piloten Vettel auf dem Siegerpodest. "Das war heute ein großartiges Ergebnis für das Team. Es ist großartig, so in die Sommerpause zu gehen", sagte Teamchef Christian Horner.

Top vier aus Red-Bull-Junior-Programm

Horner hob zudem hervor, dass mit Vettel vor Kwjat, Ricciardo und dem Niederländer Max Verstappen im zweiten Red-Bull-Team Toro Rosso die ersten vier Fahrer allesamt aus dem Red Bull Junior Programm kommen.