Der Grand Prix von Großbritannien in Silverstone, mit 140.000 Fans restlos ausverkauft, unterstrich einmal mehr, dass das Gefühl und Wissen des menschlichen, lenkraddrehenden Wesens selbst ohne Computerhilfe Rennen entscheidet.

Was war geschehen? Das Rennen in Northamptonshire bot  alle Ingredienzien auf, die wichtig zum Gelingen eines WM-Laufs sind. Eine heiße Startphase, in der sogar die Williams mit Massa und Bottas die erfolgsverwöhnten Silberpfeile abhängten, ein paar Taktikspiele. Und zwei Regenschauer in der Schlussphase. Die exakt zu einem Zeitpunkt kamen, als sich die Positionen schon mehr oder weniger gefestigt hatten. Lewis Hamilton lag voran, aber bei den ersten kleinen Tropfen war Nico Rosberg der schnellste Mann draußen auf dem Parcours. Und während in allen Teams die Köpfe vor den Bildschirmen rauchten, Wetterdaten, Satellitenbilder und Regenradars auf den Monitoren aufflammten, überließ man bei Mercedes die letzte Entscheidungsgewalt den Fahrern.

Der Raketenstart der Williams

Lewis Hamilton erkannte als Erster, dass das Geläuf immer schlüpfriger wurde und wechselte, weil auch die Temperatur der Slicks in den Keller rutschte, früher auf Intermediates, auf leicht profilierte Reifen. "Nur er weiß, wie es draußen aussieht, nur ein Fahrer kann entscheiden, wie lange es mit den Slicks noch geht. Ein Ingenieur in der Box kann das nur abschätzen. Deshalb überließen wir den Fahrern die Entscheidung zum Boxenstopp", erklärte Niki Lauda. Dieser schnelle Stopp von Hamilton war rennentscheidend. Er setzte sich von allen Verfolgern ab. Und am Ende durfte sich der Brite wieder über einen schönen Pokal freuen. Einen goldenen, reichlich verziert und verschnörkelt. Über die Nachbildung des Red-Bull-Rings aus Holz hatte sich Hamilton in Spielberg noch ziemlich mokiert.

Während die Mercedes und auch Vettel im Ferrari durch den Regenguss gewannen, verloren die beiden tapferen Williams Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas, die lange das Renngeschehen prägten, alles. Späte und zu langsame Stopps spülten beide von einem Platz auf dem Podium.
Daniil Kwyat rettete die Red-Bull-Ehre mit Rang sechs, er kam sogar den Williams am Ende sehr nahe. Und für Fernando Alonso gab es im McLaren den ersten WM-Punkt.

GERHARD HOFSTÄDTER