Gefeiert hat Nico Rosberg kaum. Richtig lange ausschlafen stand am Montag auf dem Programm. Denn große Sorgen müsse er sich für die Zukunft nicht machen. Er ist wieder dran an Hamilton. "Die Richtung stimmt definitiv. Auch mit den Motoren bin ich gut im Rennen, ich habe gerade erst den zweiten drin. Und gegen Ende des Rennens konnte ich auch etwas nachlassen." Beruhigende Worte des Siegers also.

Nach dem Ausschlafen wollte Rosberg am Montag noch eine kleine Wanderung machen, so zur Entspannung. Denn heute sitzt er schon wieder im Auto, bei den offiziellen Testtagen auf dem Red Bull-Ring. Es sind die zweiten und letzten erlaubten Tests während des Jahres. Im Mai fuhr man noch in Barcelona, diesmal in Österreich. Neben Rosberg wird Testfahrer Pascal Wehrlein für Mercedes fahren, Lewis Hamilton verzichtet. Folgende Fahrer werden in Spielberg heute und morgen ihre Boliden testen:

Der Regen kommt in das Spiel

Wie viel Verkehr heute auf dem Ring zu sehen sein wird, ist in Anbetracht der schlechten Wettervorhersage kaum zu beantworten. Exakte Daten über Aerodynamik- oder Chassis-Einstellungen werden die Teams kaum finden können. Vor allem bei strömendem Regen ist praktisch jeder Test hinfällig. Da gibt es nichts zum Ausprobieren, da macht es keinen Sinn, ein Auto höher oder niedriger zu legen, Dämpfer und Federn härter oder weicher einzustellen. Dabei sollte gerade die Woche auf dem Red Bull-Ring eine Schlüsselwoche für die Saison sein. Stehen doch jetzt die Aerodynamik-Strecken Silverstone, Hungaroring und Spa auf dem Kalender. In diesem Fall sind die Testfahrten auch nur halb so viel wert. Und es wird sich auch bis Silverstone in zwei Wochen nichts am derzeitigen Kräfteverhältnis ändern. Das so aussieht:

  • Mercedes ist nicht zu schlagen. Es stellt sich doch tatsächlich nur die Frage, welcher der beiden Piloten gewinnt: Nico oder Lewis. Sieben Siege, fünf Doppelerfolge in acht Rennen sprechen eine deutliche Sprache. Fahrer, Auto, Motor - alles wie aus einem Guss.
  • Ferrari ist weiter von Mercedes weg, als es zuvor den Anschein gehabt hat. Selbst Niki Lauda zeigte sich überrascht, "wie schnell die beiden Mercedes den Vettel stehen gelassen haben". Und Ferrari-Chef Maurizio Arrivabene macht schon Druck.
  • Denn Williams ist mittlerweile fast auf Augenhöhe mit Ferrari. Felipe Massa konnte im Rennen Sebastian Vettel locker kontrollieren, keine Chance für den vierfachen Weltmeister, am Brasilianer vorbeizukommen.

Zu einer Test-Revanche wird es zwischen Ferrari und Williams nun nicht kommen. Bei Williams darf nämlich auch Susie Wolff wieder einmal ein paar Runden am Lenkrad drehen. Williams packt ein Riesenpaket aus: andere Heckflügel, Diffusor, Leitbleche. Bei Ferrari wird unter anderem Esteban Gutierrez im Einsatz sein.

Bei Red Bull wird man freilich weiter versuchen, einen Weg aus der Krise zu finden. Remi Taffin, leitender Ingenieur bei Renault, stellte für Ende Juli eine neue Motorausbaustufe in Aussicht. Ob und wann erstmals damit gefahren wird, wollte er noch nicht genau verraten. Toro Rosso lässt bei den Tests (neuer Frontflügel) auch DTM-Meister Marco Wittmann fahren.

von Gerhard Hofstädter