Genau um 15:30:16 Uhr rollte Nico Rosberg am Sonntag auf dem Red-Bull-Ring über die Ziellinie. Man stelle sich vor, der Deutsche wäre um 15:31:16 über den Strich gerollt. Die meisten Zuschauer wären schon längst heimgegangen, am Ring hätten sie das Licht abgedreht, die TV-Zuschauer den Kanal gewechselt. Rosberg hätte seinen elften Grand-Prix-Sieg gefeiert und die halbe Welt hätte es nicht mitbekommen. Wegen einer Minute!

Nein. Stopp. Zurück an den Start. Diese eine Minute hätte freilich nichts geändert. Überhaupt nichts. Wir wären alle brav hocken geblieben. Und hätten uns auch um 15:31 über den Erfolg des Deutschen gefreut.

Nur die Formel 1 selbst hielt diese eine Minute für Zeitverschwendung. Eingepfercht in ihr eigenes Korsett, das auch die Gedankengänge einschnüren muss, haben sie im Zeitplan keine Schweigeminute für die Opfer von Graz gefunden.

Es sei unmöglich, den straffen Zeitplan zu ändern, hieß es. Unmöglich, das Feld um 14.01 Uhr auf die Reise zu schicken.

Scheinbar hat die Formel 1 noch nicht genug Watschen bekommen. Wie schmerzunempfindlich müssen die Protagonisten sein. Gegenüber allem und jedem.

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