Das Topteam Mercedes will seinen Vorsprung ins zweite Viertel der Formel-1-WM mitnehmen. Der Europa-Auftakt am kommenden Wochenende in Barcelona gilt als richtungsweisend. Titelverteidiger Lewis Hamilton hat die Saison bisher fast nach Belieben dominiert. "Hamilton fährt außerirdisch", lobte Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda seinen Schützling.

Seinen mit Jahresende auslaufenden Vertrag bei den Silberpfeilen hat Hamilton aber noch immer nicht verlängert. Es dürfte noch an Details gearbeitet werden. Lauda erwartet in den nächsten drei Wochen eine Einigung. "Es gibt kein Problem. Ich gehe davon aus, dass wir vor Monte Carlo etwas bekannt geben können - oder auch schon früher", sagte der Österreicher. Im Fürstentum steigt am 24. Mai der übernächste Grand Prix.

"Er hat im Moment einen Lauf"

Auf der Strecke scheint Hamilton seine formell noch nicht besiegelte Zukunft nicht zu beeinflussen. Der Brite hat drei der ersten vier Saisonrennen gewonnen, in der WM führt er bereits 27 Punkte vor seinem Stallrivalen Nico Rosberg. "Er hat im Moment einen Lauf, in dem alles immer perfekt ist. So etwas gibt es", erklärte Lauda, selbst dreifacher Weltmeister. "Er macht keinen Fehler. Er kann im Moment Rundenzeiten herausholen, die kein anderer fahren kann."

Im Vorjahr hatte Rosberg seinen Teamkollegen noch bis zum Finale gefordert. "Klar ist er frustriert, wenn er nicht vorbeikommt", sagte Lauda über den Deutschen. "Aber Nico versucht, ihn zu erwischen." Gleiches gilt für Ferrari. "Sie haben sich vor allem beim Motor, aber auch beim Auto verbessert." Neuzugang Sebastian Vettel hat in Malaysia sogar bereits einen Rennsieg davongetragen.

Doppelte Titel-Verteidigung im Visier

In Panik verfällt man bei Mercedes ob der Aufholjagd der Italiener aber noch nicht. "Es ist logisch, dass alle nachziehen wollen, das ist ganz normal. Das Paradies des letzten Jahres wird es nicht mehr geben", betonte Lauda. Da hatte sein Team 16 von 19 Rennen gewonnen. Die beiden dadurch errungenen WM-Titel sollen aber erfolgreich verteidigt werden. "Das Mercedes-Team ist sehr gut aufgestellt."

Im Duell mit Ferrari hat man auch noch Weiterentwicklungen beim Motor in der Hinterhand. Diese müssen 2015 mit sogenannten "Tokens" bezahlt werden. Die Silberpfeile haben noch keinen davon aufgebraucht, sondern immer noch die Triebwerke vom Saisonstart im Einsatz. Ferrari dagegen benutzt bereits das zweite Aggregat. "Möglicherweise haben sie schon mehr Tokens eingesetzt", meinte Lauda.

Barcelona-Rennen ist richtungsweisend

Für den Spanien-GP lag der Fokus auf Updates im aerodynamischen Bereich. Lauda: "Barcelona ist einer der schwierigsten Kurse überhaupt. Wenn das Auto dort gewinnt, kann man davon ausgehen, dass es auch in den nächsten drei, vier Rennen gut ist. Wenn es dort Probleme hat, kann man davon ausgehen, dass sich das auch in den nächsten drei, vier Rennen nicht ändert." Also etwa bis zum Grand Prix von Österreich am 21. Juni in Spielberg.

Betreffen könnte das nicht nur McLaren-Honda, sondern auch Red Bull. Der frühere Serienweltmeister kam mit seinem strauchelnden Motorenpartner Renault bisher nicht über zwei sechste Plätze durch Daniel Ricciardo hinaus. Einen großen Sprung erwartet sich Lauda von keinem der beiden Teams. "Red Bull und McLaren sind in einer anderen Phase als wir", erklärte der 66-Jährige. "Der eine muss den Motor entwickeln, der andere auch."