Sebastian Vettel und der neue Teamchef Maurizio Arrivabene stehen immer wieder im Mittelpunkt, wenn es um die "Wiedergeburt" von Ferrari geht. Doch genauso wichtig ist der Mann, der im Hintergrund die technischen Fäden zieht, verantwortlich dafür ist, dass das diesjährige Auto der Italiener wieder konkurrenzfähig ist: James Allison, ein 47-jähriger Engländer, der sich anschickt, bei Ferrari die Rolle einzunehmen, die dort zu Zeiten von Michael Schumacher Ross Brawn spielte. Daraus, dass Brawn in vieler Beziehung so etwas wie ein Vorbild für ihn ist, macht Allison keinen Hehl.

Nach Stationen bei Larousse und Benetton verbrachte er ja schon einmal fünf Jahre bei Ferrari, ehe er dann zwischenzeitlich zu Renault ging und dort auch bis 2013 blieb, als das Team schon zu Lotus geworden war. "Ich werde das nie vergessen, dass Ferrari mir damals in einer sehr schwierigen Zeit geholfen hat" (Allison hatte Ende 1999 seinem Job bei Benetton verloren). In dieser Zeit war Brawn sein Boss – jetzt als technischer Direktor versucht er das, was er damals beobachtet hat, umzusetzen: "Die besondere Stärke von Ross war, gute Leute zu finden und sie zu motivieren: mit leichter Hand, aber doch sehr zielorientiert. Das versuche ich, in bescheidenem Maße, zu wiederholen."

Seinen größten Einfluss bei Ferrari sieht er bisher darin, dass es ihm gelang, das Team davon zu überzeugen, einen großen Fehler der Vorjahre nicht zu wiederholen. Da hatte man immer lange versucht, das Auto in der laufenden Saison weiter zu verbessern. Und begann dann ziemlich spät mit dem Projekt für die nächste Saison: "Wenn man im November anfängt, dann kann man nicht mehr viel machen." Die Entwicklung des diesjährigen SF15-T im Vorjahr habe deutlich früher begonnen, daher habe man insgesamt mehr Performance gefunden. Und es soll noch mehr folgen.

Trotz allen Stresses in der Formel 1, "den vor allem meine Frau manchmal abkriegt, wenn ich das ein oder andere bei ihr ablade, so dass sie manchmal schon sagt, ich solle mir doch einen ruhigeren Job suchen" – Allison hat auch noch ein Privatleben und vor allem ein ganz großes Hobby: Fliegen. Sein Jugendtraum war es, wie sein Vater Pilot bei der Royal Air Force zu werden. "Ich bin in dieser Umgebung aufgewachsen, umgeben von Flugzeugen, wollte dann denselben Weg gehen. Aber mit neun oder zehn Jahren wurde festgestellt, dass ich farbenblind bin."

KARIN STURM, SAKHIR