Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hat zum Auftakt des WM-Wochenendes in Sepang eindrucksvoll seine aktuelle Vormachtstellung in der Motorsport-Königsklasse bewiesen. Wegen technischer Probleme an seinem Mercedes verpasste der Brite das erste freie Training komplett, stieg verspätet in das zweite ein, und fuhr dennoch Tagesbestzeit. Sein Teamkollege Nico Rosberg war in der ersten Session voran.

Für Melbourne-Sieger Hamilton hatte der zweite Saison-Grand-Prix mit einem starken Dämpfer begonnen. Er musste seinen sonst so zuverlässigen Mercedes wegen eines Motorproblems kurz hinter einer Schikane abstellen. Am Antriebsstrang musste ein Karbonteil ausgetauscht werden, das der Luftzufuhr dient. "Es ist etwas passiert, ich habe Power verloren", teilte Hamilton den Ingenieuren per Boxenfunk mit.

Im zweiten Training auf dem 5,543-km-Kurs kam Malaysia-Vorjahressieger Hamilton wegen erneuter Probleme, u.a. mit der Telemetrie, nur auf 16 Runden. Das Auto war aus Zeitgründen noch mit dem Setup von Australien versehen. Rosberg musste in der zweiten Session Kimi Räikkönen den Vortritt lassen, der Finne wurde im Ferrari jeweils Zweiter. Kurios: jeweils mit 0,373 Sekunden Rückstand auf den Ersten.

Hamilton war heilfroh, noch auf aussagekräftige Runden gekommen zu sein. "Besonders hier, wo es heiß und daher schwierig mit den Reifen ist, sind die Trainingsrunden wichtig", sagte Hamilton bei Außentemperaturen von 34 Grad Celsius. "Es war beeindruckend, wie die Burschen das Auto wieder hinbekommen haben", streute der WM-Titelverteidiger den Mechanikern Rosen, sah aber auch noch Raum für Verbesserungen.

60 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit

Ein Gegner ist jedenfalls die Hitze mit Cockpit-Temperaturen von mehr als 60 Grad und einer Luftfeuchtigkeit um die 80 Prozent. Rosberg schützt sich dadurch, indem er eine Damenbinde unter den Helm klebt. Diese saugt die Schweißtropfen auf. "Ich habe ein Problem mit meinem Auge, wenn ich sehr viel schwitze", sagte der Deutsche Sky Sports News. Während 56 Rennrunden verlieren die Fahrer rund vier Liter Körperflüssigkeit.

Ferrari-Neuling Sebastian Vettel verlor je rund eine halbe Sekunde auf Stallgefährten Räikkönen, der vierfache Weltmeister wurde Dritter und Siebenter. Im zweiten Training passierte ihm ein Dreher. Ex-Teamkollege Daniel Ricciardo hatte im Red Bull zunächst als Sechster 1,663 Sekunden Rückstand und wurde in der zweiten Session als dann nur Zehnter von seinem russischen Stallkollegen Daniil Kwjat (4.) um fast 1,5 Sekunden distanziert.

"Es sieht hier besser für uns aus als in Melbourne", äußerte sich Kwjat zuversichtlich. "Wir hatten ein paar gute Runden, es gibt auch noch Potenzial für Verbesserungen." Ähnlich argumentierte Ricciardo, die schwere Lenkbarkeit von Australien habe sich gegeben. "Das Auto war viel besser zu fahren", meinte der Australier. Der dreifache Saisonsieger 2014 hätte nichts gegen ein Regen-Qualifying.

Mit Spannung war der Saisoneinstieg von Fernando Alonso erwartet worden. Der Spanier hatte das Rennen in Australien nach einem Barcelona-Testunfall verpasst. Der zweifache Weltmeister kam auf die Ränge 14 und 16, der Brite Jenson Button im zweiten McLaren zweimal auf Position 17. Bei durchwegs mehr als 2,7 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit wurden die massiven Technik-Probleme beim McLaren wieder offensichtlich.

Der Finne Valtteri Bottas zeigte sich von seinen Rückenproblemen, wegen derer er das Melbourne-Rennen verpasst hatte, gut erholt. Schmerzen verspüre er aber schon noch. Als Achter und Fünfter lag er jeweils vor dem Brasilianer Felipe Massa im zweiten Williams. Beide fielen gegenüber Ferrari aber deutlich ab, die roten Renner hielten sich erstaunlich gut und den Rückstand auf Mercedes in absolut erträglichem Rahmen.

Schließlich setzten sich auch die beiden Manor-Boliden in Bewegung. Die Wagen des Briten Will Stevens und des Spaniers Roberto Merhi waren in Melbourne nicht einsatzbereit gewesen. Nun kamen sie nicht über die letzten beiden Plätze hinaus, wobei Merhi jeweils über der 107-Prozent-Zeit lag. Damit ist zumindest er gefährdet, wegen Überschreiten des Zeitlimits nicht am Rennen teilnehmen zu dürfen.

Renault: Ausstieg oder Toro Rosso kaufen

Renault überprüft nach der anhaltenden Kritik wegen Motorenproblemen derzeit alle Optionen in der Formel 1, dazu gehört auch der Ausstieg. Das bestätigte Renaults Sport-F1-Geschäftsführer Cyril Abiteboul am Freitag nach dem ersten Training für den Grand Prix von Malaysia in Sepang. Auch der Kauf von Toro Rosso ist eine Möglichkeit.

Als Kunden von Renault sind in der Formel 1 nur Red Bull und dessen Schwesterteam Toro Rosso verblieben, nachdem Caterham ausgestiegen und Lotus zu Mercedes gewechselt ist. Zur Spekulation, dass Renault Toro Rosso kaufen könnte, meinte Teamchef Franz Tost: "Eine fantastische Möglichkeit."

Man wolle das Team in der Zukunft unter den Top Fünf der Konstrukteurs-Meisterschaft etablieren. Im Besitz eines Herstellers zu sein, wäre exakt der Schritt nach vorne, den das Team brauchte, sagte Tost, während Abiteboul neben ihm saß.

Zu einem Dementi sah sich Abiteboul gezwungen. Denn zwischen Formel-1-Exweltmeister Red Bull Racing und Renault war es nach der heftigen Kritik des Teams beim Saisonstart in Australien zu einem verbalen Schlagabtausch gekommen. Abiteboul wurde in Medien zitiert, dass er RB11-Designer Adrian Newey einen Lügner genannt hatte.

"Was auf der Tour vor sich geht, bleibt auf der Tour..... Das ist nicht, was ich gesagt habe. Lasst uns Melbourne hinter uns lassen", meinte Abiteboul dazu in Sepang. "Melbourne war für alle extrem frustrierend. Aber diese Woche ist viel besser, lasst es uns versuchen und positiv bleiben."

Der ebenfalls anwesende Red-Bull-Teamchef Christian Horner hoffte, dass Abiteboul falsch zitiert wurde. "Wenn Adrian Newey eines ist, dann kein Lügner. Er baut Autos, die 109 Siege eingefahren haben - mit der Kraft von Renault in ihnen."

Ergebnisse der Freien Freitag-Trainings der Formel 1 für den Grand Prix von Malaysia in Sepang:

1. Training: 1. Nico Rosberg (GER) Mercedes 1:40,124 Minuten - 2. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 0,373 Sekunden zurück - 3. Sebastian Vettel (GER) Ferrari +0,861 - 4. Romain Grosjean (FRA) Lotus 1,419 - 5. Carlos Sainz Jr. (ESP) Toro Rosso 1,472 - 6. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull 1,663 - 7. Max Verstappen (NED) Toro Rosso 1,679 - 8. Valtteri Bottas (FIN) Williams 1,758 - 9. Daniil Kwjat (RUS) Red Bull 1,931 - 10. Marcus Ericsson (SWE) Sauber 1,940. Weiter: 14. Fernando Alonso (ESP) McLaren 2,761 - 17. Jenson Button (GBR) McLaren 2,976 - 20. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes ohne Zeit

2. Training: 1. Hamilton 1:39,790 - 2. Räikkönen +0,373 - 3. Rosberg 0,428 - 4. Kwjat 0,556 - 5. Bottas 0,660 - 6. Felipe Massa (BRA) Williams 0,770 - 7. Vettel 0,862 - 8. Verstappen 1,430 - 9. Ericsson 1,471 - 10. Ricciardo 2,009. Weiter: 14. Sainz 2,501 - 16. Alonso 2,716 - 17. Button 2,847