So eine Niederlage wie in Melbourne musste Red-Bull-Racing schon lange nicht mehr einstecken. Beim Grand Prix von Australien kam Daniel Ricciardo zwar als Sechster ins Ziel – aber überrundet vom siegreichen Mercedes mit Lewis Hamilton und sogar geschlagen von Sauber-Neuling Felipe Nasr, der mit seinen 22 Jahren und einer tadellosen Leistung mit dem Image eines Pay-Drivers, der mehr des Geldes als des Talents wegen an einem Formel-1-Lenkrad drehen darf, aufräumte.

Weil das zweite Auto mit Daniil Kwjat schon auf der Fahrt zur Startaufstellung mit einem Getriebeschaden liegen blieb, hing der Haussegen im Red-Bull-Lager verständlicherweise richtig schief. Der Hauptgrund für die miserable Laune wird Motorenpartner Renault in die Schuhe geschoben. So soll die Antriebsquelle des französischen Herstellers eher nach dem Zufallsprinzip arbeiten. „Einmal ist Leistung da, dann folgt ein Stottern, dann wieder viel Kraft“, beschreibt Teamchef Christian Horner das Dilemma seiner Fahrer.

Die Überlegenheit von Mercedes, die durch kontinuierliche Arbeit im Winter noch größer geworden ist, hat die Konkurrenz irgendwie akzeptiert, dass aber nun auch die von Ferrari-Triebwerken befeuerten Autos, wie eben Sauber, deutlich besser funktionieren, kann Red Bull wohl kaum gutheißen. Von Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko waren Worte wie "inakzeptabel" zu hören. Mit der angeblichen Verbesserung kamen nur neue Probleme.

Die Dominanz von Red Bull in den Jahren 2010 bis 2013 wurde Schritt für Schritt hinwegreglementiert. Man habe Ideen von Red Bull verboten, "um uns einzubremsen", sagte Technikchef Adrian Newey. Als Beispiel wurden der von den Auspuffgasen angeblasene Diffusor angesprochen.

Wenn zwei Autos vorne auf und davon fahren, kann das nicht im Sinne der Formel 1 sein. Und so schloss Helmut Marko sogar einen Rückzug von Red Bull nicht mehr aus. "Wir sind damit unzufrieden, wie die Formel 1 derzeit geführt wird. Bei uns wird stets über eine Kosten-Nutzen-Rechnung nachgedacht. Und so auch über ein Ausstiegsszenario, wenn die Rechnung nicht mehr aufgeht", wird Marko in den Medien zitiert.

Schon diese Woche sollen Strukturen bei Red-Bull-Racing etwas verändert werden. So will Red Bull die Programmierung des Antriebs-Managements mit Motor und E-Motoren selbst übernehmen. Prüfstandsversuche werden exklusiv bei AVL List in Graz durchgeführt.

GERHARD HOFSTÄDTER