Sebastian Vettel gibt sich vor dem Formel-1-Finale in Abu Dhabi fast philosophisch. Sein Entschluss, den Rennstall zu wechseln, sei schon länger festgestanden. Und so jemanden „soll man ja bekanntlich nicht aufhalten“, sagte Vettel. Unmittelbar zuvor haben sich die offiziellen Mitteilungen, Fernando Alonso werde Ferrari verlassen und Vettel habe für drei Jahre signiert, wie ein Lauffeuer weltauf weltab im Internet verbreitet.

Verfluchtes Auto

Vor seinem Abflug nach Abu Dhabi hat Helmut Marko (71), einer der drei Direktoren bei Red Bull Racing, Entdecker und Ziehvater von Sebastian Vettel, die Hintergründe dessen Abschieds nach sechs Jahren bei Red Bull etwas pragmatischer erklärt. „Aber es steckt mehr dahinter, als nur zu sagen, Sebastian laufe bei erster Gelegenheit davon.“

Der Gedanke, Red Bull zu verlassen, habe bei Vettel bereits vor Saisonbeginn begonnen herumzuspuken, sagt Marko. „Wir waren bei den Tests im Februar in Jerez vier Sekunden zurück. Und Sebastian hatte von den ersten Kilometern an eine Aversion gegen das neue Reglement und gegen sein neues Auto“, sagt Marko rückblickend.

Großer Frust

„Dass er plötzlich fünf Ingenieure braucht, um eine Bremse zu verstellen, das wollte nicht in seinen Kopf“, sagt Marko. „Das Auto war ihm zu komplex, das Pilotenpotenzial zu gering geworden.“ Motivationsprobleme seien schnell da gewesen, die vielen Defekte hätten den Frust potenziert.

Ferrari habe bereits „über Jahre“ (Marko) mit irrwitzigen Summen gelockt. „Bei Red Bull war sein Gehalt stark erfolgsbezogen, das traf ihn heuer auch noch.“ Und zudem hätte der neue Teamkollege Daniel Ricciardo mit dessen Siegen „Vettel ziemlich irritiert“. Marko abschließend: „Wir haben ohnehin nie geglaubt, dass Sebastian ewig bei uns bleibt.“ Und: „Der Zeitpunkt ist ideal.“

GERALD POTOTSCHNIG

Grand Prix von Abu Dhabi, heute: Freie Trainings (10 und 14 Uhr, ORF eins ab 13.55 Uhr live). - Samstag: Qualifying (14 Uhr). - Sonntag: Start 14 Uhr.