Die bevorstehende Rückkehr des Formel-1-Grand-Prix von Österreich überstrahlt auch das Rennen, das die heimischen Fans in den vergangenen Jahren als dessen Ersatz adoptiert haben. Eine Hitzeschlacht steht am Wochenende in Ungarn bevor - und das erstmals auf neuen Reifen, die den Vorjahresmodellen ähneln. Weltmeister Sebastian Vettel will seine WM-Führung weiter ausbauen.

34 Punkte liegt Vettel zur Saisonhalbzeit vor seinem ersten Verfolger Fernando Alonso im Ferrari. Einen Umsturz der Hackordnung befürchtet er durch die adaptierten Pirelli-Pneus, die vergangene Woche in Silverstone getestet worden sind, nicht. "Allzugroß ist der Unterschied nicht", meinte der Red-Bull-Pilot. "Aber wir werden sehen, wie die 2012er-Reifen auf die langen Kurven und die Hitze reagieren."

Mehr als 35 Grad sind für das Wochenende prognostiziert, dazu bleibt es mit großer Wahrscheinlichkeit trocken. "Dadurch kann man sich am Freitag schnell auf die Reifenänderungen einstellen", erklärte der frühere F1-Pilot Alexander Wurz. Die Gummis spielen zwar weiterhin eine große Rolle, das gelte aber eher für die Strategien. "Zur Überhitzung sollte es in Ungarn wegen der Streckencharakteristik nicht kommen."

Neue, alte Reifen

Pirelli hatte sich unter dem Eindruck mehrerer gefährlicher Reifenplatzer Ende Juni in Silverstone entschieden, zur Struktur des Vorjahres zurückzukehren. Diese könnte laut Experteneinschätzung Ferrari und Lotus zugutekommen, weil deren Autos durch den kontrollierteren Abbau verschiedene Strategien ermöglichen - etwa einen Boxenstopp weniger oder mehr Runden auf der schnelleren, weicheren Mischung.

Dazu kommt die vom Automobil-Weltverband (FIA) aus Sicherheitsgründen von 100 auf 80 km/h reduzierte Geschwindigkeitsbeschränkung in der Box. Eine Durchfahrt dauert dadurch in Ungarn etwa vier Sekunden länger. Ex-Pilot Gerhard Berger favorisiert dennoch Vettel. "Theoretisch ist es Red Bull. Aber ich gehe davon aus, dass in der Hitze auch der Lotus ganz gut gehen kann", meinte der Tiroler.

Ähnlich sieht das Wurz. "Lotus hat Außenseiterchancen. Auf Strecken mit viel Abtrieb ist aber auch Ferrari ganz gut", erinnerte der Niederösterreicher. Mercedes erwartet der Langstreckenpilot zwar erneut im Qualifying ganz vorne. "Der Abbau der Reifen ist aber immer noch ihr Problem." Die Silberpfeile fuhren durch Nico Rosberg zwar bereits zwei Siege ein, Lewis Hamilton rutschte zuletzt in Deutschland aber von der Pole Position auf Rang fünf zurück.

Zudem musste Mercedes bei den kurzfristig für alle Fahrer geöffneten Reifentests vergangene Woche wegen einer Sperre, die noch von umstrittenen Proberunden im Mai in Barcelona herrührte, zuschauen. "Der Nachteil ist aber nicht so groß", beruhigte Wurz. Das hoffte auch Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Teams. "Wir können aber noch nicht wirklich viel sagen. Wir müssen die ersten Trainings abwarten", sagte der Ex-Weltmeister.

Weiße Flecken

Die Buchmacher sehen Vettel ganz vorne, dabei hat der Deutsche noch nie auf dem Hungaroring gewonnen. Zweiter weißer Fleck auf seiner F1-Landkarte ist nur noch der neue Kurs in Austin/Texas. "Ich würde nicht von einem Fluch sprechen, ich war dort schon zweimal auf dem Podium", betonte Vettel. "Wir fahren nach Ungarn, um das Maximum herauszuholen. Und wenn es möglich ist, dann wollen wir auch gewinnen."

Mit dem Red Bull Ring erhält der Titelverteidiger ab 2014 nicht nur eine weitere Aufgabe, sondern auch einen weiteren Heim-Grand-Prix - einen dritten neben dem seines Teams, das unweit von Silverstone beheimatet ist, und seinem eigentlichen in Deutschland. Und auch die österreichischen Fan-Kolonnen müssen diese Woche ein letztes Jahr über die A4 ausreisen, um zu ihrem "Heimrennen" zu gelangen.