Die Formel 1 betritt Neuland. "Circuit of the Americas" heißt das knapp fünfeinhalb Kilometer lange Asphaltband, das es am Sonntag im Renntempo zu befahren gilt. Der Name ist gut gewählt. "The Americas" schließen den ganzen amerikanischen Kontinent ein, Nord- wie Südamerika. Und Austin ist gut gewählt, weil es in der Hauptstadt von Texas keinen Klub in einer der großen Profiligen gibt. Kein Football, kein Baseball, kein Basketball, kein Eishockey.

Ob es dieser Kurs in einer texanischen Einöde schafft, wo Kühe grasen in der Einsamkeit draußen vor den Toren von Austin, links und rechts der US-Route 183, bleibt abzuwarten. Ausverkauft soll der Grand Prix am Sonntag sein, 120.000 wollen kommen. Aber in Indianapolis, der "Capital of Motorsports", waren bei der Premiere 2000 auch rund 200.000 Fans gekommen, bis es dann steil bergab ging.

Mutiges Layout

Neugierig sind die Amerikaner. Der Kurs wurde extra für die Formel 1 gebaut. Auch das hat es bis dato nicht gegeben. 400 Millionen Dollar wurden ausgegeben, gezeichnet hat das Layout In-Architekt Hermann Tilke, aber mit tatkräftiger Unterstützung von Alexander Wurz. "Wir arbeiten mit Hermann schon lange zusammen, mein Vater hat mit ihm die ersten Fahrtechnikzentren gebaut. Wir sind Partner, aber auch Konkurrenten", so Wurz als Chef der Firma Test & Technik International.

Welche Streckenabschnitte stammen vom Österreicher, welche Kurve ist genauso, wie es sich der ehemalige Formel-1-Pilot vorgestellt hat. "Es ist eine Vielzahl von kleinen Dingen, die ich da mitentschieden habe. Zuerst gibt es ein Layout, dann wird ein Simulator mit allen Daten gefüttert. Im McLaren-Simulator habe ich gesehen, was verändert werden muss. Da und dort musste ich den Hermann überzeugen, dass gewisse Kurvenradien anders sein müssen, sagen wir Formel-1-tauglicher. Damit auch Überholen möglich wird."

Der "Circuit of the Americas" gilt als Fahrerstrecke. Gleich nach dem Start geht es steil bergauf, die Fahrer sehen nur den Himmel, der richtige Einlenkpunkt ist vorerst nicht erkennbar. Und nach der ersten Kurve geht es wieder steil bergab. Es folgen ganz schnelle Kurven, wie das "S-Geschlängel" in Suzuka oder "Becketts" in Silverstone. "Die Amerikaner wollen hügelige Strecken, mit schnellen Kurven. Wo jeder Fahrer viel Herz braucht. Amerikaner lieben mutige Rennfahrer", so Wurz, der es noch extremer machen wollte. "Ich hatte noch eine Bergauf-Bergab-Variante im Kopf, da legte sich aber ein gewisser Kevin Schwantz quer", erklärt der Österreicher. Der ehemalige US-Motorrad-Rennfahrer ist beim Strecken-Layout für die MotoGP verantwortlich. "Und weil im nächsten Jahr auch die Motorrad-WM in Austin gastiert, mussten wir uns ein bisschen zurücknehmen, für die MotoGP wäre es zu gefährlich geworden, meint Wurz. So blieb es bei den 40 Metern Höhenunterschied. Auch wenn es eine "Light-Version" von Wurz ist, nennen viele den Kurs schon Texas-Achterbahn.

Emotionen wecken

Austin hat mit der Formel 1 einen Vertrag bis 2022, für zehn Jahre also. 2014 soll noch das Rennen in New Jersey, vor der Skyline New Yorks dazukommen. Da wollte man schon 2013 fahren, der Kurs wird aber, wie man jetzt einsehen musste, nicht rechtzeitig fertig. Sagt man, zumindest. In den zehn Jahren in Austin muss sich die Formel 1 bemühen, in die Herzen der US-Fans zu fahren. Es wird sich erst weisen, in den kommenden drei, vier Jahren, wenn die erste Begeisterung vorbei ist, wenn die Preise voll anziehen. Denn am Samstag gab es Eintrittskarten schon für 13 Dollar. Und auch wenn der GP angeblich ausverkauft ist, gibt es nach wie vor eine Menge freier Hotelzimmer in Austin. Es werden noch Emotionen geweckt werden müssen, damit die Formel 1 akzeptiert wird. Der "Circuit of the Americas" ist ein erster Schritt.