Dass er einer der schnellsten Fahrer in der Formel 1 ist, daran besteht kein Zweifel. Daran, dass er eigentlich auf jeden Fall das nötige Talent hat, um seinem WM-Titel von 2008 in Zukunft noch weitere hinzuzufügen, auch nicht. Und daran, dass er durchaus das Zeug zum Superstar hat, noch viel weniger. Hat Mercedes also mit der Verpflichtung von Lewis Hamilton ab 2013 den absoluten Hauptgewinn gezogen? Wird der 27-jährige Brite für die Silberpfeile das, was einst Michael Schumacher für Ferrari war? Der große Retter, derjenige, der das Team aus einer schwierigen Situation heraus an die absolute Spitze führt?

Die richtige Antwort zu finden ist schwer. Es hängt nicht davon ab, was Hamilton auf der Strecke leistet. Aber daneben - da fragt sich die Formel 1 doch, ob sie es mit einem Erwachsenen zu tun hat, der die Reife und die Entschlossenheit für so eine große Aufgabe mitbringt? Oder mit einem emotionalen Teenager, der sich gerade dann, wenn es einmal nicht so gut läuft, in erster Linie von seinen Gefühlen leiten lässt, erst handelt und dann denkt.

"Es ist schon witzig, dass wir jetzt hier seit fünf Minuten über Twitter reden anstatt über das Rennen", stellte Hamiltons Noch-Teamkollege Jenson Button in Korea fest. Was war passiert? Hamilton hatte nach dem Rennen in Japan, verärgert über seinen fünften Platz, geglaubt, festgestellt zu haben, dass Button ihm plötzlich auf Twitter nicht mehr folge, ihn "unfollowed" habe, wie das im Twitter-Slang so schön heißt, und dafür seinen neuen Teamkollegen ab 2013, Sergio Perez, hinzugefügt habe. Darüber hatte er sich dann so empört, dass er seine Entrüstung auch gleich postwendend in alle Welt twitterte. Nur um dann eine knappe Stunde später erkennen zu müssen, dass Button überhaupt nie zu seinen "Followern" gehört hatte - aber da war die Lawine in der Twitterwelt und in den englischen Medien schon losgebrochen, die kleinlaute Entschuldigung hinterher konnte nicht mehr viel gut machen.

Andere Umgebung

Lässt sich Hamilton also zu sehr ablenken? "Er muss erwachsen werden", sagt Johnny Herbert, einst Benetton-Teamkollege von Michael Schumacher. "Dieser ganze Twitter-Ärger - Michael hätte das nie gemacht, davon abgesehen, dass es damals kein Twitter gab." Aber, so glaubt Herbert, sein Landsmann werde daraus lernen. "Und eine andere Atmosphäre, die andere Umgebung bei Mercedes könnte helfen."

Eine gute Antwort auf all die Fragen gibt auch Alexander Wurz, heute bei Williams Berater. "Lewis kommt von einem Weltklasseteam, das sehr akribisch arbeitet. Da nimmt er sicher viele Systemabläufe zu Mercedes mit."