Im letzten Jahr wurden Sie mit Sebastian Vettel hier Weltmeister - ist es da ein besonderes Gefühl, nach Suzuka zurückzukommen?

CHRISTIAN HORNER: Ja, auf jeden Fall. Ich bin sehr gern hier. Es ist eine Strecke, die uns in den letzten Jahren immer wohlgesonnen war, wo wir immer Erfolg hatten. Und dann eben letztes Jahr der Titelgewinn, das war etwas ganz Besonderes.

Hilft es dann, hierher zu kommen und diese positiven Vibrationen zu spüren, gerade in einem Jahr wie diesem, das ja schon ein schwieriges für Red Bull ist?

HORNER: Ganz bestimmt. Und ja - man kann schon sagen, dass dieses Jahr bestimmt nicht einfach ist. Die Regeländerungen über den Winter hatten schon große Auswirkungen auf uns. Aber ich glaube, dass wir als Team sehr gut zusammengearbeitet haben, und dass wir uns so Stück für Stück die Performance zurückholen.

Wollen sie damit sagen, dass die Regeländerungen gezielt dazu da waren, Red Bull einzubremsen?

HORNER: Die Rennsport-Geschichte hat eines immer wieder gezeigt: Wenn es ein dominantes Team gibt, dann passiert so etwas immer wieder. Das ist jetzt nichts Außergewöhnliches im Falle von Red Bull.

Fühlen sie sich manchmal trotzdem unfair behandelt?

HORNER: Natürlich gefällt einigen unserer etablierten Hauptkonkurrenten unser großer Erfolg in so kurzer Zeit überhaupt nicht. Sagen wir es einmal so: Einige der Entscheidungen in diesem Jahr haben wir schon als recht harsch empfunden. Aber auch da ist es so: Man muss sich sofort aufs nächste Rennen konzentrieren.

Wie viel Anteil hat Sebastian Vettel am Erfolg von Red Bull?

HORNER: Das Team besteht aus über 500 Leuten, es gibt sehr klare Strukturen. Aber trotzdem schauen am Sonntagnachmittag alle Abteilungen auf die beiden Fahrer. Seit Sebastian im Team ist, hat er einen beeindruckenden Job dabei gemacht, alle seine 22 Siege hat er in von Red Bull designten Autos erzielt, dazu kommen zwei WM-Titel. Also hat er natürlich eine sehr wichtige Rolle gespielt, genauso wie aber auch das gesamte restliche Team eine wichtige Rolle bei diesen 22 Siegen und zwei WM-Titeln gespielt hat. Das ist das, was ein Team ausmacht.

Sie haben Sebastian über Jahre wachsen und reifen sehen. Ist er trotzdem in einigen Punkten noch genau der gleiche Sebastian, der er damals, vor vier Jahren, war?

HORNER: Auf jeden Fall, sehr sogar. Er hat noch den gleichen Enthusiasmus, die gleiche Begeisterung und Entschlossenheit von damals. Was er dazu gewonnen hat, ist die Erfahrung. Und die hat er gerade in diesem Jahr extrem gut genutzt. Ich glaube, er ist 2012 extrem gut gefahren.

Die Kritik, die es von einigen Seiten gab, er selbst sei auch nicht ganz so gut wie letztes Jahr, teilen sie also nicht?

HORNER: Überhaupt nicht. Ich glaube, er fährt sogar noch besser als 2011. Man muss sich doch nur einige seiner Rennen anschauen, Spa zum Beispiel auch Singapur. Das sagt doch alles...

Er selbst meinte nach einigen Qualifyings, die seien nicht ganz perfekt gewesen...

HORNER: Das zeigt nur, wie selbstkritisch und ehrlich er zu sich selbst ist. Er will immer noch mehr - und das ist Teil seiner Stärke.

Hat er auch noch Schwächen?

HORNER: Er ist inzwischen ein kompletter Fahrer - aber natürlich gibt es immer und überall noch Raum für Verbesserungen. Und seine Witze und Scherze sind immer noch schlecht. . .