Einerseits nicht unerwartet, aber in dem Moment doch ein bisschen überraschend. Nicht extrem emotional, aber von widersprüchlichen Gefühlen begleitet. Im nicht besonders großen Formel-1-Quartier von Mercedes in Suzuka verkündet, Minuten später weltweit kommentiert. So, wie Michael Schumacher seine Entscheidung, zum Saisonende 2012, seine Formel-1-Karriere zu beenden, bekannt gab, das passte irgendwie zu den letzten über 20 Jahren, die der inzwischen 43-Jährige in der Königsklasse wie kein anderer geprägt hat.

Es wurde schon allmählich dämmrig in Suzuka, als Schumacher vor das versammelte Meer der Kameras und Mikrofone trat, um seine vorgefertigte Rücktrittserklärung zu verlesen. Dass so etwas kommen könnte, war klar geworden, als Mercedes kurzfristig den Plan änderte. Zuerst war nämlich nur der normale Donnerstagstermin mit Schumacher angekündigt. Dass dann kurzfristig noch ein gemeinsamer von Schumi, Teamchef Ross Brawn und Mercedes-Sportchef Norbert Haug davor gelegt worden war, ließ ahnen, dass da Größeres im Busch war.

Michael Schumacher hat ein Blatt Papier in einer Klarsichthülle in der Hand. Mit ruhiger Stimme beginnt er zu lesen. "Ich bin mit meiner Batterie im roten Bereich angelangt und war mir nicht mehr sicher, ob ich sie in der kurzen Zeit, die ich habe, wieder aufladen kann. Jetzt ist wieder Zeit für Freiheit. Es ist nicht mein Stil, etwas zu tun, wovon ich nicht 100-prozentig überzeugt bin. Deshalb habe ich so lange gezögert." Er bedankt sich bei Mercedes, sagt aber auch, das Ziel, gemeinsam ein weltmeisterfähiges Auto zu bauen, "ganz klar verfehlt" zu haben. Als er sich bei seiner Frau Corinna und der Familie bedankt, stockt Schumis Stimme.

Die Körpersprache der Beteiligten und die gesamte Atmosphäre bei Mercedes hinterließen aber nicht den Eindruck, dass da wirklich alles so harmonisch und im Einklang verlaufen ist. Dass der wohl endgültige Abschied vielleicht doch nicht ganz so freiwillig war, wie es Schumacher darstellt. Was er in Zukunft machen will, das weiß er noch nicht. Er werde jetzt erst einmal die letzten sechs Rennen zu Ende fahren. Erst dann will Michael Schumacher beginnen, über seine Zukunft nachzudenken.