Zum Pressetermin erscheint Fernando Alonso im roten Leiberl, schwarzer Bermuda und Tennisschuhen. Die Unruhe eines 100-m-Sprinters steckt in ihm, nervös spielt er mit den Schuhbändern und steht Rede und Antwort.

Mister Alonso, haben Sie Kopfschmerzen, wenn Sie an die erste Kurve nach dem Start denken, wenn das gesamte Feld mit 340 auf die erste Schikane zurast?

FERNANDO ALONSO: Nein. Ich habe schon am Tag nach dem Spa-Unfall gesagt, dass ich zu 100 Prozent fit bin. Und Monza ist ein anderes Rennen, ein neuer Grand Prix.

Aber Sie spürten doch ein paar Schmerzen von einem Peitschenhiebsyndrom?

ALONSO: Das war gleich nach dem Unfall. Da hatte ich etwas Rückenschmerzen. Aber seit Montag bin ich völlig schmerzfrei.

Die Startposition ist für Sie in Monza nicht optimal. Im Qualifying lief es nicht ganz nach Wunsch. Der erhoffte Heimsieg scheint außer Reichweite?

ALONSO: Nun, das war schade. Wir hatten im dritten Quali-Teil ein technisches Problem mit den Stabilisatoren. Zuvor lief es fantastisch. Die Poleposition wäre, so glaube ich, die leichteste des Jahres gewesen. Hamilton war zu schlagen. Vom Heimsieg darf man jetzt nicht sprechen. Aber wer weiß. Es lief das ganz Jahr schon so unterschiedlich. Wir waren nirgendwo absolute Spitze aber überall ziemlich gut.

Dazu natürlich ihre unglaubliche Serie, 23 Rennen in die Punkte gefahren zu sein. Eine Serie, die erst in Spa endete.

ALONSO: Und genau dort hat man gesehen, wie schnell ein Vorsprung dahin sein kann, wie schnell man alle Vorteile verspielt.

Sie haben gesagt, Punkte zu sammeln sei das Wichtigste im Kampf um die WM-Krone?

ALONSO: Ja, das ist richtig, wenn einer drei-, viermal ausscheidet, kann der die WM-Krone vergessen. Es ist so knapp, die Entscheidung wird wohl erst gegen Ende des Jahres fallen.

Sie haben auch behauptet, dass Punkte sammeln sogar besser ist, als Gewinnen. Glauben Sie wirklich, dass Sie den Titel ohne einen einzigen weiteren Sieg gewinnen können. ALONSO: Moment, zu gewinnen ist immer gut. Aber wer weiß das schon so genau. Das hängt alles auch von der Gegnerschaft ab. Wenn sich alle die Siege aufteilen, könnte es reichen. Aber: derzeit sehe ich McLaren ganz weit vorne. Hamilton und Button sind richtig gut geworden. Sie haben in Ungarn gewonnen, in Spa auch. Stehen in Monza in Reihe eins. Ich denke, dass McLaren die nächsten drei, vier Rennen gewinnen kann.

Und Vettel, und Red Bull. Wie schätzen Sie das Weltmeister-Team als Gegner ein.

ALONSO: Derzeit sind sie nicht so stark. Aber wir orientieren uns immer am ersten Verfolger. Und der heißt derzeit Vettel. Deshalb ist es für uns wichtig, vor Vettel ins Ziel zu kommen. So wie es vorher Webber war.

Sie haben einen Ferrari-Vertrag bis 2016. Gehen Sie bei Ferrari in Pension?

ALONSO: Ich fühle mich bei Ferrari sehr wohl. Da kann ich mir nichts Besseres vorstellen. Ich denke, ich bleibe bei Ferrari. Das steht ziemlich fest.