McLaren bleibt das aktuell dominierende Team in der Formel-1-WM. Lewis Hamilton sichert sich am Samstag die Pole für den Italien-Grand Prix in Monza vor seinem Teamkollegen Jenson Button, der zuletzt in Spa gewonnen hat. Während die PS-Giganten aus England über die dritte Pole in Folge jubelten, lief es bei den WM-Favoriten bescheiden. Weltmeister Sebastian Vettel wurde Sechster, WM-Leader Fernando Alonso auf seinem Ferrari gar nur Zehnter.

Schock für Ferrari

Damit brachte der erste wichtige Auftritt beim Heimrennen einen Schock für Ferrari, auch wenn Felipe Massa Dritter wurde. Alonsos einziger Versuch im Q3 ging hingegen wegen eines mechanischen Problems an der Auto-Hinterseite völlig daneben. Damit hat der Spanier am Sonntag (14.00) nur noch minimale Siegchancen.

Die Tifosi rollten auf den teilweise leeren Tribünen - am Sonntag ist in Monza erstmals seit 1969 kein Italiener am Start - frustriert ihre Fahnen ein. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo raufte sich in der Box verzweifelt die Haare. "Wir sind sehr enttäuscht", sagte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, laut dem man auf die Schnelle nichts gegen das Problem tun konnte.

Ferrari Technikchef Pat Fry bestätigte später, dass es ein Problem am hinteren Stabilisator des Ferrari gewesen sei, das Alonso im Q3 behindert hätte. "Eine Schande, denn Felipe Massas dritter Platz zeigt, dass Fernando Pole holen hätte können", sagte Fry. Alonso selbst gab sich gefasst. "So etwas passiert nur alle 15 Jahre. Aber es ist jetzt passiert und es gibt keinen Grund, deshalb zu weinen".

Dem Spanier war aber bewusst, dass das Malheur nun hinsichtlich des Rennens alles verändert hat. "Bisher dachten wir, dass wir den Vorsprung auf die unmittelbaren Konkurrenten vergrößern können. Aber jetzt ist wahrscheinlicher, dass zumindest einige auf mich aufholen", bedauerte der Asturier. Alonso führt das Problem nicht auf die rasante Entwicklung des Autos zurück. "Es betraf keine jener Teile, die wir auf das Extremste ausreizen."

Auch für Vettel lief es auf der Strecke seines historischen Triumphes nicht optimal. Der zweimalige Weltmeister wird vier Jahre nach seinem Coup als jüngster Gewinner der Grand-Prix-Geschichte aber hinter Hamilton, Button, Massa und Landsmann Michael Schumacher (Mercedes) wenigstens vom fünften Platz starten, nachdem der drittplatzierte Schotte Paul di Resta (Force India) wegen eines ungeplanten Getriebewechsels fünf Plätze zurück muss.

Angesichts der aktuellen Probleme sowie der Mercedes-Dominanz war Vettel deshalb mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. "Wir haben uns gegenüber Freitag deutlich gesteigert. Ich hoffe ich kann gleich am Start an einigen vor mir vorbeiziehen", sagte Vettel.

"Uns fehlt einfach die Power"

Auch Red Bulls Motorsportdirektor Helmut Marko zeigte sich zuversichtlich. "Freitag lagen wir mit dem Setup völlig daneben, mussten daher heute von Null beginnen. Wir waren gestern mit vollen Tanks trotzdem schnell. Mit der heutigen Abstimmung müsste es also für das Rennen passen", erklärte der Österreicher, der aber auch ungeniert eingestand: "Fünf Mercedes sind in den Top Ten, uns fehlt einfach die Power." Sorgen macht zudem die Lichtmaschine, die schon wieder getauscht werden musste. "Das ist jetzt schon der fünfte Lichtmaschinen-Schaden bei Renault, das ist bedenklich", erklärte der Grazer.

Alonso hingegen muss nach seinem "Nuller" in Belgien mit einem weiteren Rückschlag im Titelrennen rechnen. Der Spanier liegt mit 164 Punkten noch 24 Zähler vor Vettel (140). Der Gesamtdritte Mark Webber (132) enttäuschte am Samstag im zweiten Red Bull als Elfter. Die besten Chancen beim Europa-Finale in Monza hat daher Lewis Hamilton. "Ich bin sehr glücklich, dass Jenson und ich vorne stehen", sagte der Brite nach der insgesamt 23. Qualifikations-Bestzeit seiner Karriere.

Setzt sich die Serie im Königlichen Park fort, kann Hamilton den Champagner kaltstellen. In den zurückliegenden sechs Jahren ist der Italien-Sieger immer von der Pole-Position gestartet. Da zudem McLaren auch die letzten beiden Grand Prix gewonnen hat - Hamilton in Ungarn, Button in Spa - spricht vieles für einen erneuten Erfolg. "Die erste Startreihe ist fantastisch für das Team", jubelte Button.

Neben di Resta muss Pastor Maldonado in der Startaufstellung um gleich zehn Plätze nach hinten, weil er in Belgien gleich zwei Strafen ausgefasst hat. Dem zum Trotz trug der Williams-Fahrer aus Venezuela einen Helm mit der Aufschrift: "Weniger Probleme, mehr Speed". Der für den gesperrten Romain Grosjean eingesprungene Jerome d'Ambrosio kam mit dem Lotus auf Anhieb ins Q2.