Zumindest eines hat der König von Bahrain den Formel-1-"Königen" Jean Todt und Bernie Ecclestone offenbar voraus: Er schien begriffen zu haben, dass der Versuch, mit der Austragung des "Grand Prix von Bahrain" weltweit positive Propaganda für sein Land zu machen, gescheitert ist. Spätestens, als am Samstag im schiitischen Dorf Shakura, zwischen der Hauptstadt Manama und der Rennstrecke gelegen, ein erschossener Oppositioneller gefunden wurde.

Sonntag Vormittag stellte König Hamad bin Isa al Khalifa, wie immer Gast an der Rennstrecke, plötzlich Reformen und Gespräche mit der Opposition in Aussicht. "Ich möchte mich persönlich klar zu Reformen und Aussöhnung in unserem großartigen Land bekennen. Die Türe für einen ernsthaften Dialog des gesamten Volkes ist immer offen."

Der Präsident ...

Wie viel davon ernst zu nehmen, wie viel in erster Linie neue Beschwichtigungspropaganda ist? Noch vor zwei Tagen drückte sich nämlich der außenpolitische Berater des Kronprinzen, Scheich Mohammed bin Esa Al-Khalifa, ebenfalls ein Mitglied der königlichen Familien, noch deutlich zurückhaltender aus: "Wir wissen, was die Aktivisten wollen. Sie wollen das System über Nacht verändern. Sie wollen Demokratie. Aber wir sind Araber, wir haben unsere Traditionen, unsere Religion. Wir wollen auch einiges verändern, aber nicht in diesem Tempo, nicht in diesem Stil."

Bei den Formel-1-Verantwortlichen fehlt hingegen immer noch jede Einsicht. Jean Todt, Präsident des Automobil-Weltverbandes FIA, stellt sich auf den Standpunkt, nur eine Minderheit sei gegen das Rennen - und das Image der Formel 1 werde keinen Schaden nehmen. "Auch viele Teamchefs äußerten sich positiv. Einige meinten, dass es ein Fehler gewesen wäre nicht zu kommen", sagte Monsieur Todt. Ein Präsident, der allen Ernstes die Situation in Bahrain mit der bei Fußball-Spielen vergleicht: "Wenn es beim Fußball zu Ausschreitungen kommt. Das heißt nicht, dass man gleich den Sport stoppen muss."

... der Formel-1-Chef

Und für Bernie Ecclestone sind ja permanent nur die Medien an allem Schuld. Sonntag stattete er zusammen mit dem Streckenchef dem Pressezentrum einen Besuch ab und versuchte, vor allem die britische Tagespresse, die sich die ganze Woche über mit der Situation sehr kritisch, aber auch sehr detailliert und gut informiert auseinandergesetzt hatte, zur Schnecke zu machen. Fast resignierender Kommentar eines britischen Kollegen: "Typisch Bernie eben - der kapiert es einfach nicht!"