Monte Carlo, ein Ort, an dem du die Geschichte des Rallyesports am deutlichsten spürst. Das Geläuf durch die französischen Seealpen bietet so spezielle Feinheiten auf wie einerseits staubtrockenen Asphalt – aber ums nächste Eck wartet blankes Eis. Die "Monte" verlangt eine präzise Fahrweise oder "du zerschellst an der Mauer oder Leitplanke oder stürzt gleich eine Schlucht hinab", erzählte einst Walter Röhrl, der die Monte gleich vier Mal gewinnen konnte. Auf vier verschiedenen Fabrikaten.

Irgendwann in den 70er-Jahren war Schluss mit der Sternfahrt aus verschiedenen Startorten in Europa. Von 1973 bis 2008 gehörte die Rallye Monte Carlo immer zur WM. Immer mehr wurden die Prüfungen gekürzt, um sie fernsehtauglicher zu machen. Es gab keine Nacht-Sonderprüfungen mehr, die so genannte „Nacht der langen Messer“, mit der Runde rund um den Col de Turini, dem Zauberberg des Rallyesports, wurde überhaupt gestrichen.

2008 trennte sich der ehrwürdige Automobilclub de Monaco (ACM) von der WRC, um nicht mehr die strikten Auflagen erfüllen zu müssen. Und plötzlich war der Col de Turini wieder im Roadbook zu finden. Seit 2012 ist die Monte wieder WM-Lauf, mit dem Col de Turini, manchmal in der langen Version von La Bollene-Vesubie nach Sospel, oder nur bis Moulinet, oder - so wie heuer, wo man oben auf der Passhöhe den Abzweig nimmt und hinunter fährt bis Peira Cava. Da geht’s dann nur über 21 statt 36 Kilometer.

Dennoch: Alle Jahre verspricht der ACM eine noch selektivere Monte als in all den Jahren zuvor. Die 84. Auflage soll eben ganz speziell sein. Nach einem dreitägigen Besichtigen der Route startet die Rallye am Mittwoch mit einer Test-Sonderprüfung, dem so genannten „Shake-Down“, gleich in der Nähe von Gap, dem Heimatort des Weltmeister Sebastien Ogier, dem Titelverteidiger. Das "Heimspiel zu gewinnen, ist nicht nur eine große Herausforderung, sondern eine ebensolche Freude", sagt Ogier, der auch heuer der großen Favorit ist.

Die Teams haben ihre Piloten im Winter ein wenig durcheinander gewürfelt. Mads Ostberg wechselte von Citroen zu Ford, wo Eric Camilli neu im Team ist. Elfyn Evans wurde degradiert und darf nur mehr mit einem Fiesta R5 fahren. Bei Citroen macht sich der nächste Jungspund aus Frankreich breit. Ist Sebastien Ogier längst zum großen Nachfolger von Sebastien Loeb (7 Monte-Siege) aufgestiegen, schart Stephane Lefebvre in den Startlöchern, um irgendwann Ogier abzulösen.

Mit alten Fahrer, aber neuen Auto, macht sich Hyundai große Hoffnungen, heuer endlich den Anschluss an VW zu schaffen. Auf dass die Weltmeisterschaft nicht wieder eine Volkswagenmeisterschaft wird.