Die "Dakar", so der knappe Namensrest der einstigen Langestrecken-Fahrt von Paris bis in den Senegal, ist auch ohne Sahara vor allem eines: eine recht staubige und steinige Angelegenheit. Denn die Abstecher durch die Wüsten Südamerikas, wie die Atacama, gehören mitunter zu den trockensten Spielwiesen der Welt. Man beschränkt sich heuer auf zwei Länder - Argentinien und Bolivien. Das Naturphänomen El Nino machte einen Odysee nach Peru unmöglich. Aber der Rennverlauf in den kommenden Tagen hat es in sich. Von großer Hitze der Sanddünen in Argentinien geht es in Richtung Anden. In bis zu 4600 Meter Höhe fällt das Thermometer unter den Gefrierpunkt, ungewohnt dünne Luft und extremes Gefälle rauben den Piloten den Atem.

Alte Dakar-Hasen treffen diesmal auf ein paar klingende Namen, die erstmals dabei sein werden. Auf der einen Seite ist es Nasser Al-Attiyah, der Vorjahressieger im Mini. Dazu Stephane Peterhansel, Carlos Sainz oder Nani Roma. Auf der anderen Seiten sind es Rallye-Größen wir Sebastien Loeb und Mikko Hirvonen. Die Jüngsten sind aber allesamt nicht mehr. Verteilt sind die Top-Piloten auf zwei Werksteams. Auf Mini und auf Peugeot. Wobei die Mehrheit der zum Teil schon in der Altersteilzeit befindlichen Chefpartie von Red Bull unterstützt wird.

Egal, wo die "Dakar" nun gefahren wird, in Afrika oder Südamerika. Eine Restgefahr bleibt immer. Seit der Premiere 1978 sind 66 Fahrer, Zuschauer und Journalisten ums Leben gekommen. Der letzte tödliche Unfall datiert aus dem Vorjahr. Der polnische Motorrad-Pilot Michal Hernik wurde tot aufgefunden - Dehydrierung lautete die offizielle Todesursache. Dessen bewusst ist sich auch Sebastien Loeb (41). "Dies ist meine erste Dakar, deshalb bin ich nicht übertrieben zuversichtlich. Wir werden aufpassen müssen." Zurückhaltende Worte für einen neunfachen Rallye-Weltmeister, der auf 78 WM-Siege zurückblicken darf.

Weil es diesmal nur durch zwei Länder geht, überlegen sich die Veranstalter doch eine Rückkehr nach Afrika. 2009 war die Rallye wegen einer Terror-Drohung in Mauretanien von Afrika nach Südamerika umgezogen. Die Rückzieher von Peru und auch von Chile bereiten OK-Chef Etienne Lavigne große Sorgen. "Wir brauchen die Unterstützung der Länder." Seit Jahren führt er Gespräche mit Luanda, der Hauptstadt von Angola. Ebenso bekundete Südafrika Interesse. Da müsste man nur noch Namibia begeistern können. Im Norden Afrikas wird es wegen der instabilen Lage wohl nie mehr eine "Dakar" geben.

GERHARD HOFSTÄDTER