G enau zehn Jahre ist es her, dass der GAK am 15. Mai 2004 mit einem 1:1 gegen Pasching und dank einer 1:5-Pleite der Wiener Austria bei Mattersburg den Meistertitel geholt hat. Wie war dieser Tag für Sie?

WALTER SCHACHNER: Der Tag war eigentlich wie jeder andere. Wir wussten, dass wir aus eigener Kraft Meister werden können, wenn wir die letzten beiden Spiele gewinnen. Dass es schon an diesem Tag passiert ist, war einfach ein Traum. Wir konnten ja nicht ahnen, dass die Austria verliert.

Den Meisterteller wurde aber erst eine Runde später bei der Admira überreicht. . .

SCHACHNER: Das Spiel in der Südstadt war mit 8000 GAK-Fans ja ein Heimspiel. Ich habe den Teller als Spieler drei Mal bekommen, aber als Trainer fühlt es sich anders an, weil du ja die ganze Verantwortung hast. Da musst du den ganzen Haufen zusammenhalten. Als Spieler bist du nur für dich verantwortlich.

War der Titelgewinn der größte Moment in ihrer Karriere?

SCHACHNER: In diesem Moment ist die gesamte Last von uns abgefallen. Überall gab es Freudentränen, alle haben geweint. Ja, es war der schönste Moment, denn dem Titel ist eine schwierige Zeit vorangegangen. Im Oktober 2002 wurde ich mit sieben Punkten Vorsprung bei der Austria beurlaubt. Das war menschlich ein Wahnsinn, eine Ungerechtigkeit.

Dann ging es zum GAK . . .

SCHACHNER: Ich bin vom Ersten zum Letzten gekommen und Vizemeister geworden. Im Jahr darauf folgte dann der Titel. Das Märchen ist letztlich doch aufgegangen. Bei der Austria haben sie mir diesen Traum genommen, beim GAK hatte ich diese Träume anfangs gar nicht. Im Meister- und Cupsieger-Jahr habe ich dann Stuttgart abgesagt. Ich hatte mich schon mit Präsident Dieter Hundt getroffen. Die Verhandlungen waren sehr weit, aber bevor wir uns das zweite Mal getroffen haben, hat Rudi Roth mich gebeten, zu bleiben.

War das denn ein Fehler?

SCHACHNER: Ja. Auch, weil Rudi Roth dann als Präsident aufgehört hat. Er hat mich damals enttäuscht, aber ich bin ihm nicht böse. Ich bin im Jänner vom Skiurlaub gekommen und dann ohne Grund beurlaubt worden. Das war aber egal, weil ab da ist es bergab gegangen.

Nach dem Titel ist der GAK in vier Konkurse geschlittert. War der Titel zu teuer erkauft?

SCHACHNER: Das kann ich nicht beurteilen, ich hatte keinen Einblick. Ich kannte die Gehaltslisten nicht und wusste auch nicht, wer an diesem Titel was verdient hat. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der Meistertitel alleine daran Schuld ist. Ich selbst habe am wenigsten vom GAK bekommen, weil ich Sponsoren hatte. Mich haben Vitalife, die Trend AG und Haas Haus bezahlt.

Verfolgen Sie den "GAK neu"?

SCHACHNER: Immer. Auf dem Platz war ich noch nicht, aber das wird demnächst passieren.

Würden Sie noch einmal zum GAK gehen?

SCHACHNER: Der GAK ist immer eine gute Adresse, braucht aber noch ein paar Jahre. Ich wünsche dem GAK, dass er so schnell wie möglich wieder in die Bundesliga kommt. Graz kann zwei Vereine tragen und braucht sie. Sturm alleine ist zu wenig. Du brauchst eine Rivalität wie früher.

Ihr letzter Trainer-Job war 2010 beim LASK. Sind Sie auf der Suche nach einem neuen Verein?

SCHACHNER: Nein. Ich lasse es passieren. Ich habe einige Angebote, aber ich mache nur dort was, wo das Umfeld passt.

Der DSV ist kein Thema?

SCHACHNER: Nein, weil da momentan ein Chaos ist. Niemand weiß, wie es weitergeht. Es müsste ein Konzept da sein, dann könnte ich mir schon was vorstellen.

Die Liga wäre Ihnen egal?

SCHACHNER: Ja, ich arbeite einfach zu gerne. Ob das Bundes- oder Landesliga ist, ist nach zwei Jahren Abstinenz egal. Mein großer Wunsch wäre es, einmal in einem exotischen Land zu trainieren.

Gibt es Entscheidungen, die Sie bereuen?

SCHACHNER: Bereuen tue ich nichts, aber die schnelle Entscheidung mit 1860 München war wohl nicht die beste. Meine Frau und ich haben für einen Florida-Urlaub gepackt und plötzlich hat mich der Präsident angerufen. Wir haben am nächsten Tag in München verhandelt und ich habe ein paar Freunde angerufen, aber nicht alle erreicht. Die, die ich erreicht habe, haben gesagt: 'Das musst du machen. Wenn du aufsteigst bist du der King.' So wie Peter Stöger jetzt mit Köln. Dann habe ich mich entschieden zu bleiben. Ich wusste vielleicht zu wenig über den Verein.

Ein Nachfolger von Ihnen als GAK-Trainer, Peter Stöger, wurde soeben mit dem 1. FC Köln Meister . . .

SCHACHNER: Ich wünsche ihm viel Glück. Er ist ein sehr guter, intelligenter Trainer, der die Nerven nie verliert. Er wird emotional, regt sich aber trotzdem nie auf. Am Ende zählen aber nur die Resultate. Wenn du nach fünf, sechs Runden als Aufsteiger hinten bist, zählt der vergangene Meistertitel nichts mehr. Ich glaube, dass auch Peter Probleme bekommen wird.