Wenn man Teamchef Marcel Koller etwas überhaupt nicht nachsagen kann, dann ist es Wankelmut. Der Mann aus der Schweiz steht zu seinen Entscheidungen wie eine Mauer. Wie oft schon haben die Fans und auch die Medien beispielsweise einen Marc Janko verteufelt, um danach wichtige Tore des nunmehrigen Legionärs aus Sydney zu bejubeln, weil der Herr Trainer wieder einmal stur war und dem Stürmer entgegen jeglicher (Stammtisch-)Logik das Vertrauen geschenkt hat.

Nicht anders verhält es sich in der Tormannfrage. Da setzt der 54-jährige Teamchef auf den 31-jährigen Robert Almer, auch wenn der gebürtige Steirer bei seinem Verein Hannover 96 auf der Ersatzbank festgeschraubt zu sein scheint.

„Psychisch ist es für mich sehr wichtig, dass Koller auf mich baut. Das gilt aber nicht nur für mich, das gilt für alle, die bei den jeweiligen Klubs keinen ganz einfachen Stand haben“, sagt Almer und kann Kollers nunmehr schon rund dreieinhalb Jahre währende Treue durchaus nachvollziehen: „Weil ich ihn eigentlich noch nie wirklich enttäuscht habe.“

Stimmt. Die Leistungen sind meist top, vor allem die Ruhe, die der beim Verein selten bis gar nie Geprüfte ausstrahlt, ist enorm.

Eine Bestandsaufnahme

„50.000 Fans im Stadion machen mich nicht nervös. Im Gegenteil, das spornt, vor allem im Vorfeld und wenn die Hymne ertönt, nur an. Und während der 90 Minuten ist man dann sowieso nur auf den Ball und das Geschehen auf dem Rasen fokussiert, da ist’s egal, was rund um einen passiert und ob 50.000 oder 500 da sind.“
Der Laie freilich fragt sich, wie einer wie Almer von sich behaupten kann, gut in Form zu sein, wenn er das kaum unter Beweis stellen darf. „Weil Spiele nur eine Bestandsaufnahme sind“, sagt der 1,94 Meter große Schlussmann. „Dass ich in Form bin, das sehe ich im täglichen Training.“

Am Freitag steht nun wieder so eine Bestandsaufnahme auf dem Programm, wenn das Team in der EM-Qualifikation in Liechtenstein antritt. „Für einen Tormann kein leichtes Spiel, weil man da vermutlich nicht so viel zu tun hat wie normal. Das kann extrem gefährlich werden und man muss doppelt konzentriert sein.“

Ob Almer auch noch im Herbst als Reservist zum Team kommen wird, ist offen. Sein Vertrag in Hannover, wo es an Ron-Robert Zieler kein Vorbeikommen gibt, läuft im Sommer aus. „Der Klub will verlängern“, erzählt Almer, er selbst ist unschlüssig. „Ich sehe die Dinge gelassen und lasse sie auf mich zukommen. Sollte es Angebote geben, wollen die gründlich durchdacht sein. Im Moment ist es kein Thema.“

ACHIM SCHNEYDER