David Alaba ist ein wenig hin- und hergerissen. Natürlich drückt er bei der Euro den Deutschen die Daumen, schließlich spielt er mit sehr vielen gemeinsam bei den Bayern. "Aber ein bisschen muss ich auch an die anderen denken", lacht der rot-weiß-rote Jungstar und meint die Kroaten Olic und Pranjic, den Franzosen Ribery, den Niederländer Robben und den Ukrainer Timoschtschuk.

Letzterer ist einer der beiden Topstars von Österreichs Testspielgegner von Freitagabend. Der andere aus der Truppe von Coach Oleg Blochin ist zweifelsohne Andrij Schewtschenko, mit 35 Jahren der Oldie des Teams, das seit vergangenem Freitag rund 1800 Kilometer von Kiew entfernt im Tiroler Örtchen Walchsee weilt.

Die Flucht vor Kiew

"Hier ist es perfekt", sagt Schewtschenko über die Flucht vor dem Stress in der Heimat. "Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die Leute reden nur noch über die EM. In der Ukraine hätten wir jetzt viel mehr Druck. Hier in Österreich sind wir weit weg vom Stress und den Journalisten. Wir sind entspannt und können als Gruppe zusammenwachsen", schwärmt der Routinier. Und bei der Endrunde hat der ehemalige Stürmer von Chelsea und AC Milan viel vor, auch wenn er in den drei Gruppenspielen gegen Schweden, Frankreich und England eventuell nicht erste Wahl sein wird. "Wir haben uns in den vergangenen zwei Jahren stark verbessert. Wir sind eingespielt und haben eine Mannschaft mit vielen schnellen und gefährlichen Spielern. Aber gegen Österreich werden wir uns sicher nicht so leicht tun wie zuletzt beim 4:0 gegen Estland. Und bei der Euro wollen wir zumindest ins Viertelfinale. Mehr wäre ein Traum."

Am 5. Juni treffen die Ukrainer in ihrem letzten Test in Ingolstadt noch auf die Türkei, sofort danach geht's nach Hause, wo auf dem Klubgelände von Dynamo Kiew trainiert wird. "Da wird es dann rundgehen", vermutet Schewtschenko und meint den Medien- und Fanansturm. In Walchsee waren lediglich zwei TV-Teams mit von der Partie.

Der große Boom

Einen extrem starken Gegner der Österreicher erwartet auch Markus Berger, derzeit Legionär in Odessa und der einzig deutschsprachige im gesamten ukrainischen Fußball-Oberhaus. "Für Oleg Blochin ist diese Partie zehn Mal wichtiger als für Österreich. Der wird seine Stammelf testen und diese taktisch perfekt einstellen. Österreich wird sehr auf der Hut sein müssen."

Ganz allgemein glaubt Berger, dass die Ukraine in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle auf der internationalen Bühne spielen wird. Am Vereinssektor wie auch mit dem Nationalteam. "Die Euro wird nur eine weitere Initialzündung sein", so Berger, .