Es war schon ein bezeichnendes Bild am Sonntag zum Meisterschaftsabschluss in der Generali-Arena. Nein, nicht die hängenden Köpfe der Sturm-Spieler nach der 0:3-Niederlage gegen die Wiener Austria. Niemand von der schwarz-weißen Vorstandsetage saß auf der Tribüne. Keiner der Herren glaubte wohl an die eigene Mannschaft und so ließ man das Spiel der vermeintlich letzten Chance auf einen Europacup-Startplatz einfach aus. Es sind diese Kleinigkeiten mit Signalwirkung. Leidenschaft – auch auf den Rängen – sieht anders aus.

Egal, es passt zur Saison des SK Sturm, der sich nach 36 Runden eingestehen muss, nur noch Durchschnitt zu sein. Rang 5 von 10 Plätzen, 12 Siege, 12 Unentschieden, 12 Niederlagen bei einem Torverhältnis von 40:40. Das nennt man eine schwarz-weiße Punktlandung im Mittelmaß. „Die Statistik spricht für sich selbst“, sagt Sportchef Günter Kreissl und erklärt: „Ich bin der Überzeugung, dass man diese Bilanz nach so einem langen Weg auch verdient hat, so leid mir das tut.“

Verträge: Nur eine Option wurde gezogen

Wie ist der SK Sturm wieder aus der Mittelmäßigkeit zu führen? Kreissl: „Wir brauchen frischen Wind. Nein, wir brauchen frischen Sturm im Verein, neue Menschen.“ Eine Aussage, die auf einen gröberen Umbruch innerhalb der Mannschaft deutet. Dazu passt, dass keine Option gezogen wurde, die alle am 15. Mai ausgelaufen waren. „Ich kann bestätigen: Wir haben nur bei Simon Piesinger die Option gezogen. Das heißt aber nicht, dass die anderen Spieler kein Thema mehr sind“, sagt Kreissl.
Betroffen sind Thorsten Schick, Wilson Kamavuaka, Tanju Kayhan und Anastasios Avlonitis. Hinzu kommen noch Christian Klem und Daniel Offenbacher, deren Verträge im Juni auslaufen.

Kreissl betont, dass das Gerüst der Mannschaft stehe, nun gelte es, Spieler zu finden, die das Team verbessern. „Ich kenne genügend Spieler, die vielleicht fußball-technisch nicht so gut sind, aber für Sturm durchs Feuer gehen und sich zerreißen“, sagt Kreissl.

Simon Piesinger arbeitet nach seinem Kreuzbandriss an seinem Comeback
Simon Piesinger arbeitet nach seinem Kreuzbandriss an seinem Comeback © GEPA pictures

Fest steht auch, in welchen Mannschaftsteilen Handlungsbedarf besteht: im Mittelfeld und in der Defensive. „Im Angriff sind wir mit Roman Kienast, Bright Edomwonyi und Deni Alar gut aufgestellt. Im Tor passt auch alles“, erklärt Kreissl, der von drei bis fünf Neuerwerbungen spricht. Rapids Deni Alar wurde als Zugang ja bereits bestätigt.

Die Kluft im Verein

Klare Worte zum Abschluss der Saison findet auch Franco Foda: „Wir sind an uns selbst gescheitert. Wir waren in dieser Saison so wie eine Wundertüte.“ Und das Saisonziel wurde weshalb verpasst? „Es müssen auf allen Ebenen alle Räder ineinandergreifen. Und das war in dieser Saison leider nicht der Fall“, sagt der Deutsche. Da wären wir wieder bei der seit Sonntag bildlich erkennbaren Kluft zwischen der Vorstandsetage und dem „Rest“ des Vereins. Früher einmal stand die Sturm-Familie zusammen, selbst in unruhigen Zeiten.

PETER KLIMKEIT