Rapid will sich im Kampf um den österreichischen Fußball-Meistertitel noch nicht geschlagen geben. Durch den 2:0-Erfolg am Sonntag im Happel-Stadion gegen Sturm Graz verkürzten die Hütteldorfer den Rückstand auf Spitzenreiter Red Bull Salzburg wieder auf sechs Punkte. Dennoch liegen die Trümpfe nach wie vor klar bei den "Bullen".

Aufgrund des aktuell um zwölf Treffer besseren Torverhältnisses reichen den Mozartstädtern im Normalfall schon zwei Siege aus den letzten vier Runden zur erfolgreichen Titelverteidigung. Daher sprach der zur Pause wegen leichter Muskelprobleme ausgetauschte Steffen Hofmann von einer "mini-mini-minimalen" Meisterchance für seinen Club.

Grahovac: "Es kann sich noch ausgehen"

Srdjan Grahovac, Schütze des 1:0, gab sich kämpferisch. "Es kann sich noch ausgehen. Wir sind Rapid und kämpfen immer bis zur letzten Sekunde", behauptete der bosnische Teamspieler. Auch sein Trainer hat den großen Coup noch nicht ganz abgeschrieben. "Die Titelchance ist minimal, aber im Fußball ist alles möglich", sagte Zoran Barisic.

Nicht mehr möglich ist hingegen, dass Rapid noch aus den Europacup-Rängen verdrängt wird - der Vorsprung der Grün-Weißen auf den Vierten Sturm wuchs auf 13 Zähler an. Zudem ist Platz zwei, der einen späteren Einstieg in die Europa-League-Qualifikation garantiert, weiterhin mit acht Zählern vor der Austria abgesichert.

Barisic zeigt sich zufrieden

Barisic hatte also allen Grund zur Zufriedenheit, zumal seine Mannschaft eine Woche nach dem Derbysieg den nächsten verdienten Erfolg gegen einen großen Rivalen einfuhr. "Das war ein guter, konzentrierter Auftritt meiner Mannschaft", erklärte der Wiener.

Das Gefühl eines Erfolges gegen Sturm Graz kennt der 45-Jährige nur allzu gut. Sein Club hat gegen die Steirer seit elf Pflichtspielen vor eigenem Publikum sowie seit zehn Bewerbspartien nicht mehr verloren. "Aber es waren immer knappe und spannende Spiele, meistens auf hohem Niveau", betonte Barisic.

Foda: "Wir haben nicht mehr Fußball gespielt"

Sturm-Graz-Coach Franco Foda verwies auf Triumphe der Steirer gegen Rapid in der weiter zurückliegenden Vergangenheit und gab augenzwinkernd Barisic die Schuld für die jüngste Negativ-Bilanz der "Blackys". "Es schaut so aus, als ob wir gegen Rapid nicht gewinnen können. Vielleicht hängt das ja mit Zoki (Anm.: Barisic) zusammen", vermutete der Deutsche.

Beim Gedanken an die Leistung seiner Mannschaft vor allem in der ersten Hälfte war Foda einen Tag nach seinem 50. Geburtstag weniger zu scherzen zumute. "Nach dem 0:1 bis zum 0:2 haben wir nicht mehr Fußball gespielt. Da waren wir zu passiv und haben zu viele einfache Fehler gemacht", kritisierte der Trainer. Erst nach rund einer Stunde kam Sturm etwas auf. "Da hatten wir einige Chancen, die Strebinger aber gut gehalten hat", sagte Foda.

Seine Mannschaft liegt vier Runden vor Schluss fünf Punkte hinter der Austria auf dem vierten Rang, der nur dann zur Europacup-Teilnahme berechtigt, wenn Salzburg das Cupfinale gegen die Admira gewinnt. Außerdem lauern die Südstädter in der Bundesliga-Tabelle lediglich einen Punkt hinter Sturm an der fünften Stelle.