Rapid hat keine Zeit um die Wunden nach dem 0:6 bei Valencia zu lecken. Schon drei Tage nach dem blamablen Europa-League-Auftritt im Estadio Mestalla müssen die Wiener am Sonntag (16.30 Uhr) bei Sturm Graz zum Abschluss der 23. Bundesliga-Runde eine Reaktion zeigen. Die Grazer brauchen dringend den ersten Frühjahrssieg, falls sie noch in den Top-Drei-Kampf einsteigen möchten.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Spieler einfach zur Tagesordnung übergeht. Jeder weiß, was verbockt worden ist. Ich möchte aber keinen Spieler sehen, der mit einem hängenden Kopf durch die Gegend rennt, der Kopf muss oben bleiben", forderte Rapids Sport-Vorstand Andreas Müller. Nur so könne man den Weg zurück in die Spur finden. "Die Niederlage steckt erst einmal in den Kleidern drinnen, unsere Aufgabe ist es, sie schnellstmöglich wieder rauszubringen.

Rapid will "giftig" sein

Dass man sich in Liebenau anders präsentieren muss wie in Spanien in der ersten Hälfte ist klar. Ohne Zweikampfstärke etwa wird es auch in Graz nicht gehen. "All die Dinge, die uns als Team ausgezeichnet haben, wie hohe Aggressivität, gutes Verteidigen, schnelles Umschalten, das brauchen wir wieder", gab Müller die Marschroute vor. Coach Zoran Barisic ergänzte: "Es kommt darauf an, dass wir einfach unsere Leistung wieder bringen, giftig sind wie gegen die Austria und einfach spielen."

Sturm als gutes Omen

Dass es am Sonntag gegen Sturm geht ist ein gutes Omen, in den jüngsten sieben Duellen blieben die Wiener unbesiegt. "Sturm liegt uns, genauso wie uns die Admira nicht liegt, ich hoffe, dass das so bleibt", erklärte Barisic. Die beiden bisherigen Saisonpartien waren sehr eng, in Graz gab es das zweite 2:2-Remis in Folge, in Wien setzten sich die Hütteldorfer 2:1 durch.

Mit einem weiteren Erfolg würden sie die viertplatzierten Grazer um zwölf Zähler distanzieren, ihren Europacup-Fixplatz absichern. "Für uns geht es um sehr viel, es wäre sehr wichtig, dass wir uns ein bisschen vom vierten Platz absetzen könnten", hat Barisic einen vollen Erfolg im Visier.

Es wäre der dritte im dritten Frühjahrsspiel, der Tabellenzweite hat außerdem als einziges Team 2016 noch kein Gegentor kassiert. "Wir sind in der Liga gut gestartet, das wollen wir fortsetzen", betonte Abwehrchef Mario Sonnleitner. Nach der Klatsche in Valencia gleich wieder gefordert zu sein, sei nicht schlecht. "Wir können das Spiel schnell wieder vergessen machen", hoffte der Ex-Grazer.

Darauf pocht auch der in Valencia schuldlose Richard Strebinger. "Es gibt so Tage im Fußball wo gar nichts gelingt. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen und es am Sonntag besser machen und das werden wir auch", versprach Rapids Torhüter. Die Liga ist Rapids einziger Hoffnungsschimmer, nach dem Out im ÖFB-Cup und quasi der Europa League. "Aus drei Bewerben ist innerhalb kurzer Zeit einer geworden, das ist sehr bitter. Bergauf ist es sehr steil, aber unten bist du viel schneller", ist sich Barisic bewusst.

Hofmann und Kainz fallen aus

Personell schaut es für Rapid nach dem Europacupspiel nicht rosig aus. Mit Kapitän Steffen Hofmann (Wadenprobleme) und Florian Kainz (Gehirnerschütterung) fallen zwei Stützen aus. Dafür schien eine Rückkehr des genesenen Christopher Dibon in den Kader im Gegensatz zu den ebenfalls im Aufbautraining stehenden Louis Schaub, Thomas Schrammel und Stephan Auer möglich.

Sturm wieder mit Kienast

Bei den Grazern, die nur eines ihrer jüngsten sieben Ligaspiele siegreich bestritten haben, sind Donis Avdijaj und Simon Piesinger nicht fit. Roman Kienast hat seine körperlichen Rückstände aufgeholt und könnte gegen seinen Ex-Klub stürmen. "In der letzten Zone müssen wir entschlossener zu Werke gehen und zielstrebiger sein. Bei Chancen müssen wir eiskalt sein", sagte Trainer Franco Foda. Die Trainingseindrücke stimmten ihn zuversichtlich. "Die Jungs sind giftig und willig, das müssen sie auch am Sonntag auf den Platz bringen", so der Deutsche.

Ende der Durststrecke

Den letzten Sieg gegen Rapid konnten die Grazer am 18. Dezember 2013 (2:0 in Graz) bejubeln. Vor allem aufgrund der Europacup-Strapazen der Gäste dürfen sie sich diesmal große Hoffnungen auf ein Ende der Durststrecke machen. "Sturm gegen Rapid ist immer ein Spiel mit vielen Emotionen, das sind intensive und attraktive Spiele. Ich bin von einem guten Spiel unsererseits überzeugt", blickte Foda zuversichtlich voraus. Seine Elf ist nach einem 2:2 in Altach und 0:0 beim WAC 2016 noch sieglos.