Die ersten 30 Minuten von Sturm Graz gegen die SV Ried machen wenig Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison der Grazer. Kein Tempo, keine Idee, keine zusammenhängenden Aktionen. "Wir sind auch nicht in die Zweikämpfe gekommen", sagt Trainer Franco Foda. Die logische Folge: kein Tor. Warum die Grazer die erste halbe Stunde so vergeigt haben, ist Simon Piesinger ein Rätsel. "Wir wussten genau, was uns erwartet. Aber wir waren wohl mental nicht ganz bei der Sache und haben direkt um ein Gegentor gebettelt." Dieses fiel, jedoch erst in der Schlussphase. "Da haben drei auf Abseits und drei nicht auf Abseits gespielt. Auch nicht optimal", sagt Piesinger.

Die Schwäche

Nicht optimal ist auch die Tatsache, dass sich Sturm schwertut, das Spiel zu machen. Die Statistik in der laufenden Saison bestätigt das. In den ersten beiden Runden ging es zu Hause gegen die Admira und Grödig. Beide Male hatte Sturm deutlich mehr Ballbesitz als der "kleine" Gegner, nämlich knapp 69 Prozent gegen die Admira und immer noch über 66 Prozent gegen Grödig. Beide Spiele endeten 1:1 - nicht das, womit eine Mannschaft zufrieden sein kann, die sich über die Meisterschaft für einen internationalen Bewerb qualifizieren will.

Danach folgten die Partien in Altach und beim WAC. Beide Male hatte Sturm das Spielgerät nur zu rund 43 Prozent in den eigenen Reihen - und am Ende standen ein 2:0- bzw. ein 1:0-Sieg. Bleibt das Spiel gegen Rapid, in dem Sturm zur Pause schon mit 2:0 geführt hatte, den Sieg am Ende aber unglücklich verspielte und "nur" ein 2:2 erreichte. Ballbesitz dabei: 38 Prozent.

Lieber gegen die "Großen"

Ganz so dramatisch sieht Piesinger die Probleme beim Spielaufbau nicht. "Wir haben Probleme gegen Mannschaften, die defensiv sehr kompakt stehen. Aber wir können uns durchaus Chancen herausspielen." Das Spiel gegen Rapid in der Vorwoche habe das ja bewiesen.

Damit wären wir beim Umkehrschluss der Statistik: Gegen die "großen" Gegner, die Mannschaften, die selbst das Spiel machen wollen, läuft es besser. Schon am Sonntag können Piesinger und Co. das unter Beweis stellen, wenn Meister Salzburg nach Liebenau kommt. "Ihre Spielweise kommt uns sicher mehr entgegen als die der Rieder", sagt Piesinger. Ab sofort gilt die volle Konzentration auch schon diesem Spiel, das Trainer Foda "unbedingt gewinnen" will.

Was die Statistik sagt

Bleibt noch ein Ausblick zum Ende der Saison. Da zeigt sich, dass gerade Siege gegen die vermeintlich schwächeren Gegner, wichtig sind, um in der Tabelle nach vorne zu kommen. In der Saison 2010/2011 hat Sturm gegen die hinteren fünf Teams der Liga von 20 Spielen nur eines verloren, vier Mal Unentschieden gespielt, dafür aber 15 Mal gewonnen. Am Ende wurden die Grazer dann Meister.

Daniel Jerovsek, Klaus Molidor