So richtig glücklich war keiner nach dem Spitzenspiel im Stadion in Liebenau. Die Schwarz-Weißen haderten mit dem Verlust von zwei der schon erhofften drei Punkte. Die Rapidler ärgerten sich, dass sie mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die Pause gegangen waren. Sonst wäre der Sieg drinnen gewesen, war die einhellige Meinung. Einen Schuldigen hatte Rapid-Coach Zoran Barisic in Schiedsrichter Dieter Muckenhammer gefunden, der Sturm einen Elfer geschenkt hatte. Hinter halb verschlossenen Türen schimpfte Barisic, sprach von 30 Minuten, in denen der Unparteiische nicht im Bilde gewesen war. In der Öffentlichkeit sagte er über den Referee: „Kein Kommentar.“

Dafür lobte er seine Mannschaft und freute sich mit den Worten: „Diese Moral, diese Mentalität, die die Mannschaft an den Tag legte, sind einzigartig. Ich habe mit Carsten Jancker darüber gesprochen, der schon bei einigen Klubs war. Unsere Burschen sind super. Ich muss sie loben. Die Mannschaft ist nicht totzukriegen.“ Der Rapid-Coach hatte recht. Die Grün-Weißen kämpften sich in ein Spiel zurück, das sie bereits aus der Hand gegeben hatten. Auch wenn der Ausgleich glücklich entstanden ist – oder unglücklich aus der Sicht von Michael Madl. „Ich hab die Augen zugehabt und im eigenen Tor großartig versenkt“, ärgerte sich der Sturm-Kapitän.

Sturm "fehlt Konsequenz und Intelligenz"

Es war zu einem Zeitpunkt, als die Grazer aufgrund ihrer Kontermöglichkeiten das Spiel schon hätten entscheiden können, ja müssen. „Wir haben uns in einigen Phasen einfach zu dumm angestellt. Uns fehlt nicht die Reife, weil wir reife Spieler in unserer Mannschaft haben. Uns fehlt teilweise die Konsequenz und die Intelligenz“, sagte Donis Avdijaj.

Sturm lag zur Pause 2:0 in Front, weil die clever und konzentriert spielten. So sah es auch der ehemalige Grazer Florian Kainz, der das Ergebnis direkt nach dem Spiel nicht einordnen konnte: „In der ersten Hälfte hat uns ein bisschen der Zugriff gefehlt. Wir kamen nicht so ins Spiel, wie wir uns das vorgestellt hatten.“

Die Grazer waren in den ersten 45 Minuten besser, mit mehr Zug aufs Tor und eben der Führung zur Pause. Anel Hadzic, der später wegen der Gefahr einer Gelb-roten Karte ausgetauscht wurde, legte sich den Ball vor dem 1:0 auf den Elfmeterpunkt. Ist er die Nummer eins der Elferschützen? „Ich wollte Verantwortung übernehmen“, sagte Hadzic schmunzelnd. Doch das Lächeln im Gesicht des Geburtstagskindes (26) hielt aufgrund des Resultats nicht lange an: „Im Großen und Ganzen geht das Remis okay. Obwohl es schade ist, weil wir vor allem in der ersten Hälfte die bessere Mannschaft waren. Die zweite Hälfte müssen wir erst analysieren“, sagte der Torschütze. Rapid bereitet sich nun auf Donezk vor. Und alle Grazer wünschten den Grün-Weißen viel Glück – weil es um Österreich geht.

PETER KLIMKEIT, MICHAEL SCHUEN