Nach nur sechs Ligaspielen ohne Sieg trennte sich Leeds United im Oktober des Vorjahres von Darko Milanic. Trotz Erfolglosigkeit waren die Umstände dubios. Der obskure Leeds-Präsident Massimo Cellino, dem in einem Haftbefehl aus dem Februar 2013 übrigens kriminelle Tendenzen bescheinigt werden, ließ kein gutes Haar an Milanic. "Ich habe mit diesem Typen einen Fehler begangen. Er ist negativ, hat eine Verlierer-Mentalität", begründete Cellino Milanic' Rauswurf.

"Wenn Cellino meint, ich bin ein Verlierer, dann soll er sich mal meinen Lebenslauf anschauen", konterte Milanic wenig später. "Ich habe sechs Spiele mit Leeds bestritten und in diesen Partien haben wir einen Schritt nach vorne gemacht." Und dann verstummte der Slowene. Verständlich, denn bis Sommer 2016 überweist Leeds weiterhin die fürstliche Monatsgage. Eine finanzielle Sicherheit, die durch übermütige Aussagen gefährdet werden könnte.

Darko Milanic genießt

Neun Monate später, nach einigen Versuchen im Laufe des Jahres, erreichte SPORTNET Milanic telefonisch beim Grillen. "Ich bin gerade bei meiner Familie und meinen Freunden in Slowenien und genieße es", sagt Milanic gut gelaunt. Die Enttäuschung über seinen Rauswurf in West Yorkshire sei längst verfolgen. "Auch wenn es eine schwere Zeit war", so Milanic, wolle er "eigentlich nicht darüber reden." Warum auch die gute Stimmung verderben? "So viel Zeit mit meiner Familie konnte ich in den ganzen letzten 30 Jahren nicht verbringen."

Doch nun juckt es wieder in den Fingern, erzählt Milanic. "In den letzten drei Wochen habe ich mir viele Fußballspiele angeschaut und war immer unterwegs. RB Leipzig, SouthamptonZenit St. Petersburg – aber auch bei Sturm war ich einige Male dabei", sagt der 47-Jährige. "Ich habe wieder richtig Lust darauf, eine Mannschaft zu trainieren. Nach meiner Entlassung war alles etwas ungewohnt, auch wenn ich jetzt nicht ständig auf Urlaub war. Aber nach dem Sommer will ich wieder ins Trainergeschäft." Wo, sei einerlei. "Das ist ja schwer zu sagen", sagt der ehemalige Sturm-Trainer. "In Slowenien wäre eigentlich nur Maribor ein Thema. Also wird es wohl das Ausland werden. Vielleicht lande ich ja in einem völlig neuen Land."

"Die Mannschaft ist ja talentiert"

Während Milanic wieder ein offenes Ohr für Anfragen hat, zeigt sich sein Ex-Klub Sturm Graz in einem neuen Gewand. Franco Foda übernahm Ende September 2014 und hatte schnell durchaus beachtlichen Erfolg. Sportlicher Erfolg, der nach den meist biederen Auftritten der Mannschaft unter Darko Milanic' nicht unbedingt zu erwarten war. "Ich habe schon damit gerechnet, dass es dem Verein gut gehen wird", widerspricht Milanic. "Die Mannschaft ist ja sehr talentiert und macht unter Franco endlich Schritte nach vorne. Ich habe Sturm oft im Training besucht. Aber was hinter den Kulissen passiert, weiß ich natürlich nicht", sagt Milanic.

"Robert wird die richtige Entscheidung treffen"

Fast diametral zu Milanic' durchwachsener Zeit in Graz, die mit nur 21 Siegen aus 53 Spielen endete, verlief jene von Robert Beric. In Maribor war der Mittelstürmer Milanic' Musterschüler. Rund eine Million Euro, subventioniert von Frank Stronach, legten die Grazer für Beric auf den Tisch. Doch trotz einer passablen Torbeteiligung konnte sich Sturms Königstransfer nur selten entfalten. Viele vergebene Torchancen, zerbröselt an der hohen Erwartungshaltung der Fans – eine Liebesbeziehung sollte nie entstehen. Doch das ist längst vergessen – spätestens seit der 24-Jährige in der Vorsaison 27 Tore markierte.



Ironischerweise steht nun auch Beric die Türe nach England offen – ganz wie bei seinem Mentor. Mit Reading lockt die zweite Liga. Einen Rat will Milanic seinem ehemaligen Schützling trotzdem nicht mit auf den Weg geben. "Robert ist ein intelligenter Bursche. Ich bin mir sicher, dass er die richtige Entscheidung treffen wird", sagt Milanic. Ärger darüber, dass Beric unter ihm bei Sturm nie wirklich funktionierte, will Milanic nicht äußern. Aber: "Dass er bei Rapid explodiert ist, hat mich nicht überrascht. Er ist in einer guten Mannschaft, die einen Lauf hatte. Davon hat er sehr profitiert. Mir war seine Qualität immer bewusst."

Fabian Zerche, sportnet.at