Franco Foda ist kein Freund der großen Spielerrotation. Dass er für den Fall der Fälle dafür aber ein Händchen zu haben scheint, bewies er beim 2:1-Sieg von Sturm Graz über Austria Wien, als er aufgrund der Sperren von Martin Ehrenreich und Thorsten Schick zu Umstellungen gezwungen war. Die gesamte rechte Seite musste neu besetzt werden - und die Lösung, die der Deutsche fand, hatten wohl wenige auf der Rechnung. Lukas Spendlhofer wich von der Innenverteidigung auf die rechte Außenbahn aus, Neuzugang Wilson Kamavuaka bildete das Innenverteidiger-Duo mit Michael Madl. Im Mittelfeld entschied sich Foda, links die Schalke-Leihgabe Donis Avdijaj und rechts David Schloffer aufzustellen.

Die Mannschaft schien sich recht rasch an die Umstellung gewöhnt zu haben. Wilson Kamavuaka spielte eine unauffällige Partie - was auf seiner Position aber nicht zwingend etwas Schlechtes bedeutet. Sein letztes Pflichtspiel absolvierte der Deutsch-Kongolese im Mai 2014 mit dem KV Mechelen im Play-Off der 1. belgischen Liga - und bei den Belgiern hatte er ausschließlich die Rolle im defensiven Mittelfeld inne. Kamavuaka ist aber ein Allrounder und in der Defensive variabel einsetzbar. In der Saison 2012/13 war er beim SSV Regensburg in der 2. deutschen Liga in der Innenverteidigung gesetzt. Für sein erstes Pflichtspiel seit zehn Monaten war Kamavuakas Leistung durchaus solide.

Spendlhofer auf der Außenverteidigung

Etwas gewöhnungsbedürftiger dürfte der Positionswechsel für Lukas Spendlhofer gewesen sein. Von der Innenverteidigung auf die rechte Außenbahn - eine selten gesehene Umstellungen im Fußball. Erst einmal spielte er für den Serie-B-Klub AS Varese auf der linken Abwehrseite. Spendlhofer überzeugte aber durch Spielverständnis und interpretierte seine Rolle überraschend gut - wenngleich er, wie er nach dem Spiel zugab, nicht so aktiv an der Seitenlinie auf und ab lief und offensiv wenig Akzente setzen konnte. Dennoch: Bei der spielentscheidenden Szene in Minute 95 hatte er sein Bein im Spiel, als er den im Abseits positionierten Roman Kienast anspielte, von dem wiederum der Ball zu Gold-Torschütze Simon Piesinger weiterging. Defensiv war Spendlhofer fehlerfrei.

Schalke-Leihgabe mit starker erster Hälfte

Donis Avdijaj spielte auf der linken Außenbahn vor Christian Klem. Die Harmonie zwischen dieser Achse funktionierte in der Defensivbewegung nicht immer - erkennbar war dafür, welches Potential in der Schalke-Leihgabe steckt. Er ist technisch versiert, zudem bewies der gut gebaute 1,72-Meter-Jungspund einige Male seine Fähigkeit, den Ball zu halten und zu sichern. Seine Schusskraft stellte er in Hälfte eins zur Schau, als er aus 16 Metern einen Ball knapp über die Latte hämmerte. Einmal wurde sein Fehlpass den Grazern jedoch zum Verhängnis: In Hälfte zwei fand er keinen Anspielpartner und versuchte den weiten Seitenwechsel - der ihm jedoch misslang. Daniel Royer konnte daraufhin den schönen Treffer von Alexander Grünwald einleiten.

Kienast vs. Edomwonyi

Man wird sehen, ob die Umstellungen beim Last-Minute-Sieg gegen Austria Wien auch in Zukunft von Franco Foda Anwendung finden werden. Spendlhofers Ausflug auf die Seite wird wohl etwas Einmaliges gewesen sein, so dürfte Kamavuaka vorerst Ersatzspieler bleiben. Avdijaj scheint auf der linken Seite, bei der Foda seine Stammkraft noch nicht gefunden hat, aber ein Kandidat für die Startelf zu sein. Bleibt noch die Stürmerposition. Ex-Austrianer Roman Kienast konnte dem Spiel seinen Stempel nicht aufdrücken. Doch auch Bright Edomwonyi konnte in der Liga, trotz technischer Stärke, noch nicht mit Scorerpunkten anschreiben. Foda erhoffte sich von Kienast vermutlich zusätzlichen Motivationsschub gegen seinen Ex-Klub - Zählbares ließ der Rückkehrer gestern jedoch vermissen.

DAVID BAUMGARTNER