Herr Haas, es gibt in Österreich keine echten Vereinsikonen mehr. Sie sind der Letzte Ihrer Art. Aber auch Ihre Karriere neigt sich dem Ende zu. Wie soll es weitergehen?

MARIO HAAS: Nächste Woche wird das entschieden. Ich will auf jeden Fall noch eine Saison spielen.

Und wenn der SK Sturm Sie gar nicht mehr will?

HAAS: Da mache ich mir noch keine Gedanken. Ich will unbedingt bei Sturm bleiben. Habe hier vielleicht auch die Möglichkeit, sanft ins Management einzusteigen. Das würde mich reizen.

Sturm wird wieder sparen. Könnte es am Gehalt scheitern?

HAAS: Der Verein spart an mir, seit ich da bin. Ich spiele jede Saison für weniger Geld, war immer der, der nachgibt. Nur wenn ein anderer geholt worden ist, war plötzlich Geld da. Aber das ist kein Problem, ich steh dazu. Es passt für mich. Und für mich ist Sturm ja eine Herzenssache. Das ist eh klar.

Und der Trainerjob ist keine Option?

HAAS: Ich mache den A-Schein gerade. Eine Prüfung fehlt mir noch. Aber bis du wirklich eine Mannschaft trainieren darfst, musst du ganz unten anfangen. Und das will ich eigentlich gar nicht mehr. Ich will viel lieber wieder die Wochenenden freihaben.

Das heißt, die Zukunft wird sich für Sie nicht mehr auf dem Sportplatz abspielen?

HAAS: Ich schau mir jedes Heimspiel an, natürlich. Aber ich will es mir und meiner Familie nicht mehr antun, immer unterwegs zu sein. Zum Beispiel heute, am Ostersonntag, da würde ich schon viel lieber mit den Kindern Osternesterl suchen.

Trotzdem wollen Sie noch ein Jahr anhängen.

HAAS: Unbedingt. Ich bin fit, habe das Glück, dass körperlich seit fünf Jahren alles okay ist, und ich will es noch einmal wissen.

Und danach ist wirklich Schluss?

HAAS: Ganz sicher.

Das heißt, Sie werden auch in Graz bleiben.

HAAS: Das ist mein unbedingtes Ziel. Ich will hier nicht weg. Ich habe hier meine Firma, meine Kindercamps, die ich seit fünf Jahren betreue und die sehr erfolgreich sind. Das sind heuer sieben Camps mit über 300 Kindern. Das macht schon Spaß.

Haben Sie es eigentlich jemals bereut, nach den Engagements in Frankreich bei Straßburg und in Japan unter Osim bei JEF United wieder zurückgekommen zu sein?

HAAS: Nein, überhaupt nicht. Natürlich wäre eine Karriere im Ausland eine tolle Sache gewesen. Aber ganz ehrlich: Es gab die großen Angebote auch gar nicht.

Zurück zur Ikone: Wer hätte bei Sturm noch das Zeug dazu, Ihr Nachfolger zu werden?

HAAS: Das ist schwer. Der Salmutter wäre es gewesen, aber der hat aufgehört. Vielleicht Kienzl oder Gratzei. Da spielen aber viele Faktoren eine Rolle.

Was war es bei Ihnen? Warum wurden Sie derart populär?

HAAS: Ich war bei den großen Erfolgen dabei, die drei Titel, die Osim-Ära. Ich war immer da, die Fans erinnern sich durch mich an die goldene Zeit.

Und wann hat Ihre Sturm-Karriere eigentlich begonnen?

HAAS: Mit acht Jahren. Damals wusste ich schon: Bei diesem Verein bleib ich. Wirklich, kein Schmäh. Ich hab schon als Bub das Sturmecho im Stadion verkauft, um mir was dazuzuverdienen. Ich wollte immer zu diesem Verein.

Und wie waren Sie als junger Kicker?

HAAS: Furchtbar. Wenn ich den Ball hatte, gab ich ihn nicht her. Ich war ein eigensinniger Hund. Und es gab auch viel größere Talente als mich.

Sie haben zwei Spitznamen, Haasi und Bomber. Woher kommen die?

HAAS: Haasi haben sie mich immer schon genannt, von Kindheit an. Den Bomber hab ich von Toni Polster. Der hat mich in der gemeinsamen Nationalteam-Zeit so genannt.

Haben Sie jemals woanders als im Angriff gespielt?

HAAS: Ja, bei Straßburg links im Mittelfeld. Natürlich ging das auch, aber das ist halt nicht meine Position.

Waren Sie sich immer sicher, Fußball-Profi werden zu wollen?

HAAS: Nein. Meine Eltern haben darauf bestanden, dass ich eine Lehre mache. Also habe ich Stahlbauschlosser gelernt. Mit 17 wollte ich aufhören mit dem Kicken. Da hatte ich alles andere im Kopf, Fortgehen, Partys und so. Der Heinz Schilcher hat mich damals zurückgeholt, gleich direkt in die Erste oder in die U21. Dann war es klar. Da hab ich schon ordentlich mit Prämien dazuverdient.

Der Moment Ihrer Ehrenrunde rückt unweigerlich näher. Wie wird es Ihnen dabei gehen?

HAAS: Es wird sicher wehtun. Aber ich glaub, ich habe früh genug damit angefangen, über die Zeit danach nachzudenken. Ich fall in kein tiefes, schwarzes Loch. Du musst halt bereit sein. Und ich glaub, das werde ich auch sein.

Aber ein Jahr spielen Sie doch noch, oder?

HAAS (lacht): Ja, das will ich unbedingt noch anhängen. Aber dann ist wirklich Schluss.