Option könnte das Unwort des Jahres im Fußballgeschäft werden. Karim Onisiwo hat sich auf Grundlage einer Option von Mattersburg nach Mainz verabschiedet und damit eine Wunde aufgerissen, von der die meisten Klubs gar nicht gewusst haben, dass es sie gibt. "Es ist grauenvoll, was in manchen Verträgen hierzulande steht", sagt der Grazer Sportanwalt Christian Flick. "Oft liest man von einer Option in beiderseitigem Einvernehmen. Das ist schlicht unmöglich. Eine Option ist ein einseitiger Rechtsakt. Wie eine Kündigung. Derjenige, der die Option hat, kann sie ziehen. Und nur er", sagt Flick.

Wie der Fall Onisiwo ausgeht, ist immer noch ungewiss. Vielleicht bekommt Mattersburg für den Stürmer Geld, vielleicht aber auch nicht. Profitieren könnten aber viele Vereine davon. Dann nämlich, wenn dadurch eine Sensibilität für rechtlich einwandfreie Verträge erwächst. "Das wäre im Interesse beider Seiten. Dann hätten Verein und Spieler Rechtssicherheit und bräuchten nie mehr streiten", sagt Flick.

Zeit für ein Umdenken

Während sich Österreich sportlich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren super entwickelt habe, hinke die sportrechtliche Entwicklung noch weit hinterher. Warum das so ist? "Es ist ein unpopuläres, trockenes Thema. Ein Manager kann mit sich mit einem neuen Spieler brüsten, aber nicht mit einer Investition in juristische Leistungen."

Christian Flick
Christian Flick © GEPA pictures

Dabei sei das international längst gang und gäbe. Und nicht nur bei den Großklubs in der deutschen Bundesliga, die bereits große Rechtsabteilungen hätten. "Sogar in der deutschen Regionalliga wird diesbezüglich professioneller gearbeitet", sagt Flick. Bei uns herrsche dagegen immer noch die "Wir werden uns schon einig werden"-Mentalität vor.

Dabei müssten gerade die kleineren Vereine in Österreich Wert auf wasserdichte Verträge legen. Klubs, die sich als Ausbildungsvereine deklarieren. "Denn dann bringt es sogar Geld, wenn ein Verein in eine Rechtsabteilung investiert", sagt Flick. Abhilfe könnte da ein Sportrechts-Lehrgang an der Donau-Uni Krems schaffen, bei dem internationale Referenten vortragen werden.

Kleingedrucktes ist wichtig

Das ist die eine Seite. Die andere Seite sind die Spieler. "Und die interessieren sich leider viel zu wenig dafür. Gehalt, Prämie, Laufzeit – mehr interessiert die meisten schon nicht mehr." Dabei sei gerade das "Kleingedruckte" wichtig: Welche Ausstiegsszenarien gibt es, welche Option, wo wird der Vertrag abgeschlossen? "Es macht einen Unterschied, ob der Vertrag nach EU-Recht oder nach türkischem Recht abgeschlossen wird."

Einige Spieler haben sich bei Flick bereits erkundigt, ob ihre Verträge halten. Der Anwalt hofft, dass Mattersburg kein Geld bekommt. "Wenn dem Verein vielleicht zwei Millionen Euro durch die Finger gehen, beginnen vielleicht andere Klubs auch nachzudenken."