Der Poker um Jonatan Soriano ist offensichtlich eröffnet. Der Kapitän könnte Fußball-Meister Red Bull Salzburg noch vor Transferschluss am Montag verlassen. Bayer Leverkusen soll großes Interesse am 29-jährigen Spanier bekunden. Salzburgs Generalmanager Jochen Sauer erklärte den Stürmerstar am Freitag allerdings für "unverkäuflich". Eine Anfrage des deutschen Topklubs sei bisher nicht eingegangen.

In den vergangenen beiden Jahren habe es immer wieder Anfragen für Soriano gegeben. "An unserem Standpunkt hat sich aber nichts geändert. Jonny Soriano ist für uns unverkäuflich", betonte Sauer. "Das war er bereits in der vergangenen Saison, als es eine Anfrage über 13 Millionen Euro für ihn gegeben hat." Den damals interessierten Klub verriet er nicht. Allerdings teile auch Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz diese Meinung.

Hat Salzburg eine Schmerzgrenze?

Ab welcher Summe Salzburg schwach werden könnte? "Wir haben uns über Schmerzgrenzen bisher keine Gedanken gemacht, weil wir uns mit der Möglichkeit, ihn abzugeben, bisher nicht beschäftigt haben", sagte Sauer. Bei einem entsprechend hohen Angebot werde er aber mit Mateschitz Rücksprache halten müssen.

Leverkusen hätte die finanziellen Möglichkeiten, hat der Klub des früheren Salzburg-Trainers Roger Schmidt doch nach der Verpflichtung des einstigen Red-Bull-Stars Kevin Kampl erst am Freitag den Südkoreaner Heung-min Son für kolportierte 30 Millionen Euro an Tottenham verkauft. "Für uns hat sich die Situation nicht geändert und auch von Jonny haben wir bisher nichts Gegenteiliges gehört", erklärte Sauer. Der Spieler sei bisher nicht mit dem Wunsch nach einem Wechsel an den Verein herangetreten.

Djuricin: Abgang zu Brentford

Klare Aussagen über seine Zukunft hatte Soriano unter der Woche vor dem Aus im Europa-League-Playoff gegen Dinamo Minsk in der Öffentlichkeit allerdings vermieden. Der Goalgetter war im Februar 2012 vom B-Team des FC Barcelona nach Salzburg gewechselt. In den beiden vergangenen Saisonen war er mit jeweils 31 Toren Schützenkönig der Bundesliga. Sein Vertrag bei den Bullen läuft bis 2018.

Solange wäre auch Marco Djuricin an die Salzburger gebunden. Der Abgang des ÖFB-Teamspielers steht aber unmittelbar bevor. "Es gibt noch ein paar Dinge zu klären, aber man kann davon ausgehen, dass es hier noch eine Veränderung gibt", sagte Sauer über einen bevorstehenden Transfer des 23-Jährigen zum englischen Zweitligisten Brentford. Nachrüsten würden die Salzburger deswegen aber nicht. Sauer: "Wir haben im Offensivbereich ausreichend Spieler."

Salzburgs Neuer: Hany Mukthar

Jüngster Neuzugang ist das deutsche Offensivtalent Hany Mukhtar von Benfica Lissabon. Ob der 20-Jährige bereits am Sonntag im Ligaspiel bei Sturm Graz debütieren könnte, ließ Trainer Peter Zeidler vorerst offen. Einigen Spielern steckten am Freitag noch die 120 letztlich unbelohnten Minuten gegen Minsk (2:0) in den Knochen. Mittelfeldspieler Naby Keita fällt wegen einer Adduktorenverletzung definitiv aus.

Mit dem Erreichen einer europäischen Gruppenphase wurde ein Saisonziel bereits verpasst. Das junge Durchschnittsalter der Mannschaft wollte Sauer nicht als Ursache gelten lassen. Es sei sogar höher als in der Vorsaison. "Wir haben Spieler dazugeholt, die von der individuellen Qualität her geeignet sind, die Abgänge zu kompensieren", meinte der Generalmanager. Allerdings hätte man gehofft, dass der unvermeidliche Umbruch etwas schneller vonstattengehe.

"Wir haben die Strategie nicht geändert", betonte Sauer. "Wir sind nicht zum Ausbildungsverein geworden. Wir sind ein Verein, der Spieler ausbilden muss." Fertige Spieler dieser Qualität würden nun einmal nicht nach Österreich, in die Schweiz oder nach Portugal wechseln, sondern in die Topligen nach England, Deutschland, Spanien oder Italien. Diesen Weg könnte nun auch Soriano gehen.

(APA)