Vielleicht hat Robert Almer ja auch heute mitunter dafür Zeit, wofür er nach eigenen Angaben regelmäßig Sekunden opfert, nämlich auf die Match-Uhr zu blicken. Dann kann der Einser-Torhüter des österreichischen A-Fußballteams in der Endphase möglicherweise den Countdown zur EM-Qualifikation herunterzählen, wenn die Mannschaft das Match gegen Moldawien schon für sich entschieden hat. Die Verantwortung für den Sieg müssen in diesen 90 Minuten plus Nachspielzeit jedenfalls die Kicker übernehmen, wobei einigen aufgrund ihres Talents und diverser Zusatzqualifikationen erhöhte Lösungskompetenz zufällt.

Im Fußball werden diese Schlüsselkräfte bisweilen "Spielmacher" genannt. Geht es nach Teamchef Marcel Koller, sind aber von diesen Aufgaben praktisch alle betroffen, mehr oder weniger. "Es ist nicht so, dass einer das Kommando übernimmt und alle rennen nach seiner Pfeife", so der Schweizer. "Wir haben viele gestandene Spieler in unseren Reihen, die zentrale Aufgaben übernehmen und auch für Ruhe im Spiel sorgen können.“

Alaba steht im Mittelpunkt

Trotzdem stehen einige in dieser Angelegenheit besonders im Fokus, weil sie auch im Verein Führungsrollen bekleiden. So rückte Zlatko Junuzovic vor allem durch die Abwesenheit von David Alaba in Russland in den spielerischen Mittelpunkt. Die Rückkehr des Bayern-Stars aber soll zu keinen Interessenskonflikten führen. "Jeder übernimmt seinen Part", sagt „Sladdi“. Der Vizekapitän von Werder Bremen betont, gerne Verantwortung zu übernehmen. "Das gilt auf dem Platz und außerhalb davon." Junuzovic besticht im Nationalteam durch seine Übersicht, seine Laufarbeit und seine spielerischen Fähigkeiten, die er in den vergangenen Jahren sukzessive erweiterte. Diverse Verletzungen verzögerten die Entwicklung nur vorübergehend.

Besonders weh tat jedoch 2013 das böse Foul in Dublin gegen Irland, das Österreich damals wohl den Sieg kostete. Mit einem in der Endphase der WM-Quali voll fitten Junuzovic wäre die Relegation wahrscheinlich geworden. Auch Julian Baumgartlinger gehört auf dem Feld zu den Antreibern, und der Mainz-Kapitän weiß, dass die Mannschaft angesichts der zu erwartenden Stimmung im vollen Happel-Stadion nicht überhitzen darf. "Ich glaube, wir haben immer das richtige Gas gefunden."

Taten plus Worte

Christian Fuchs, nomineller Chef des österreichischen Nationalteams, hebt die Bedeutung des gesprochenen Wortes hervor. "Es wird sehr viel kommuniziert auf dem Platz, das kriegt man von außen nicht so mit. Es fängt schon bei Almer an." Jeder Kollege habe auch durch die Vereinstätigkeit die "Routine, seine Erfahrungen einzubringen", so der Leicester-Legionär. Zu spielerischen Glanzlichtern fähig ist natürlich auch Marko Arnautovic, während die Tore vor allem in den Zuständigkeitsbereich von Marc Janko fallen.  Und wenn es heute am späten Abend ein "Zu-Null-Sieg" geworden ist, hat Torhüter Almer den Rekord von Altmeister Friedl Koncilia ohne Gegentreffer in Bewerbsländerspielen um 54 Minuten übertroffen. Die Bestmarke steht derzeit noch bei 458.

Gruppensieg am Dienstag möglich

Gewinnt Russland heute gegen Schweden nicht und feiert Österreich einen vollen Erfolg, ist dem Team von Marcel Koller der Platz bei der EM-Endrunde 2016 in Frankreich nicht mehr zu nehmen. Der Stand wäre folgender: Österreich 19 Punkte, Schweden 15 bzw. 13, Russland 8 bzw. 9. Die Russen könnten Österreich nicht mehr einholen, Platz zwei wäre also sicher. Auch im Falle eines russischen Sieges über die Schweden kann bei einem Dreier gegen Moldawien die EM-Teilnahme nur noch theoretisch in Gefahr geraten.

In diesem Fall genügt nämlich den Österreichern ein Heimsieg gegen Liechtenstein für den Gruppensieg. Sollte Russland gegen Schweden verlieren, wäre Österreich schon mit einem Remis gegen Moldawien für die EM qualifiziert. Die Russen könnten dann zwar noch 17 Zähler erreichen, bei Punktegleichstand zählt aber der direkte Vergleich und den hat Österreich mit zwei Siegen klar für sich entschieden. Sollte Schweden heute verlieren und erreicht Österreich – ein Sieg über Moldawien vorausgesetzt – am Dienstag in Stockholm mindestens ein Remis, würden Kollers Mannen bereits nach dem achten Spieltag am 8. September als Gruppensieger feststehen. Aber noch sind, zumindest theoretisch, viele Eventualitäten zu berücksichtigen.