Herr Prohaska, wenn Sie heute Ihren 60. Geburtstag feiern, dann feiert eine Kultfigur des österreichischen Sports ihren 60er. Was ist denn Kult an Ihnen?
HERBERT PROHASKA: Aus meiner Sicht nichts. Ich hab es einfach geschafft, nicht zuletzt dank meiner Tätigkeit als Analytiker beim ORF, bekannt zu bleiben. Und das genieße ich. Ich genieße es, erkannt zu werden und Menschen in nur zehn Sekunden eine Freude machen zu können, indem ich Autogramme gebe oder mich für ein Selfie zur Verfügung stelle.

Das nervt gar nicht?
PROHASKA: Nein, im Gegenteil. Zumal ich einige Sportler kenne, die nach ihrer Karriere völlig in der Versenkung verschwunden sind. Und das teils nicht freiwillig.

Noch einmal zurück zur Kultfigur: Glauben Sie nicht, dass Ihr ziemlich konsequentes Verwechseln von drittem und viertem Fall inzwischen Kult ist?
PROHASKA: Das mag durchaus so sein. Aber so bin ich aufgewachsen und das ist einfach in mir drinnen.

Der ORF wollte Sie nie umpolen?
PROHASKA: Nein. Es geht ja hauptsächlich um die kompetente Analyse und nicht ums Germanistendeutsch. Ich glaub auch, dass das den Zuschauer gar nicht stört. Und außerdem: Was würden die Parodisten machen, wenn ich diesen kleinen Makel nicht hätte?

Mit den Parodien haben Sie keine Probleme?
PROHASKA: Ganz im Gegenteil. Einer der Parodisten, der Peter Moizi von den Comedy Hirten, ist sogar ein Freund geworden.

Anderes Thema: Als der damalige Austria-Chef Frank Stronach Sie im Jahr 2000 wenige Runden vor Schluss vor die Türe gesetzt hat, haben Sie Ihre Trainerkarriere beendet. Tut’s Ihnen manchmal leid, Schluss gemacht zu haben?
PROHASKA: Keineswegs. Nicht zuletzt wegen der ganz stark gestiegenen Lebensqualität. Es war auch wirklich so, dass ich nicht mehr wollte. Nicht nur der Stronach wollte mich nicht mehr. Heute habe ich nur noch einen Fixtermin im wöchentlichen Terminkalender, und dabei handelt es sich ums Karten- und ums Tennisspielen am Montag.

Prohaskas legendärer Auftritt bei Dorfers Donnerstalk:

Und sonst essen und trinken Sie gerne. Sehr gerne sehr gut.
PROHASKA: Wie wahr. Am liebsten mit Freunden und der Familie. Neue Lokale zu entdecken ist eine sehr feine Sache.

Sie gelten als großer Experte in Sachen Wein. Wie kam’s dazu?
PROHASKA: Das begann 1980, als ich von der Austria nach Mailand zu Inter gewechselt bin. Da wurde mir rasch klargemacht, dass Bier verpönt ist, Wein allerdings regelrecht gewünscht. Und so habe ich mich dem Thema quasi Schluck für Schluck angenähert . . .

Stimmt es, dass Sie zu Beginn Ihrer Weinkarriere einmal irrtümlich einen sündteuren und sehr alten Château Pétrus zu Eiernockerln getrunken haben?
PROHASKA: (lacht) Gut informiert! Ich habe ihn getrunken, als wär’s ein einfacher Schankwein. Unlängst war ich mit Freunden in einem Lokal, als plötzlich Eiernockerln als Zwischengang serviert wurden. Und dazu ein Pétrus Jahrgang 1973. Das hat mir ein Freund zum Geburtstag geschenkt, und heute muss ich sagen: So schlecht passen Eiernockerln gar nicht zum Pétrus.

Wie feiern Sie Ihren Ehrentag?
PROHASKA: Im erweiterten Familien- und Freundeskreis beim Heurigen. Aber nicht groß. Groß hab ich nur den 50er gefeiert, aber da waren so viele Leute, dass ich nicht annähernd mit jedem reden konnte.

Was bedeutet Ihnen der 60er?
PROHASKA: Der ist einerseits zwar auch nur eine Zahl, andererseits wird einem die Endlichkeit immer bewusster. Nicht nur, weil man am Tennisplatz merkt, in welch mieser Verfassung man schon ist. Im Freundes- und Bekanntenkreis verabschieden sich immer mehr Menschen für immer, und das stimmt ziemlich nachdenklich.

Bevor wir nun allzu nachdenklich werden, wünscht die Kleine Zeitung alles Gute.
PROHASKA: Ich sage herzlichen Dank und wünsche mir, dass noch viele Geburtstage folgen mögen.

INTERVIEW: ACHIM SCHNEYDER