Von Georg Michl

Thomas Zündel steht heute in der Regionalliga vor seinem Comeback im Fußball. Der Grazer war in den Wettskandal rund um Dominique Taboga und Sanel Kuljic verwickelt und wurde letztlich vom Straflandesgericht freigesprochen. Nun spielt er in Kalsdorf.

Mit seiner Anzeige bei der Polizei wegen Erpressung hat Dominique Taboga am 11. November 2013 den größten Wettskandal im heimischen Fußball losgetreten. Er wurde dann drei Wochen später selbst festgenommen. Wie war diese Zeit für Sie?

THOMAS ZÜNDEL: Im ersten Moment war ich geschockt und die Gedanken gehen vom Hundertsten ins Tausendste. Er hat sich als Opfer ausgegeben und auf einmal wurde er festgenommen. Da er mich einmal auf das Thema angesprochen und mich zu einem Treffen mitgenommen hat, wusste ich nicht, was nun auf mich selbst zukommen würde. Es war mir klar, dass es ein Fehler war, zu dem Treffen mitzukommen. Ich war mit der Situation überfordert und wusste nicht, wie ich reagieren soll.

Sie haben geschwiegen . . .

ZÜNDEL: Ja, weil ich Angst hatte, dass dann mit einem Schlag alles vorbei ist. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich die Tragweite der ganzen Situation nicht abschätzen.

War das ein Fehler?

ZÜNDEL: Es war sicher ein Fehler, aber der größere ist vorher passiert. Nämlich, als ich zu dem Treffen mitgefahren bin. Aber die Zeit lässt sich leider nicht zurückdrehen.

Es kam zur einvernehmlichen Vertragsauflösung mit Grödig. Die Bundesliga hat ein Verfahren eingeleitet und Sie fassten eine zwölfmonatige Sperre aus . . .

ZÜNDEL: Den Vertrag habe ich aufgelöst, weil ich wusste, dass ich einen Fehler gemacht habe, und ich wollte Grödig nicht schaden. Die Dauer der Sperre hat mich schon überrascht. Die Liga hat meiner Meinung nach alles zu meinen Ungunsten ausgelegt. Es ging wohl darum, eine harte Strafe auszusprechen. Vielleicht, um ein Exempel zu statuieren.

Sie haben stets Ihre Unschuld beteuert und sind vom Straflandesgericht Graz auch freigesprochen worden. Das Urteil ist bereits rechtskräftig. Wie war die Zeit des Prozesses für Sie?

ZÜNDEL: Das Härteste war es zu sehen, wie meine Familie unter dieser Situation leidet. Sie ist immer hinter mir gestanden und dafür bin ich auch extrem dankbar. Der Medienrummel war beim Prozess enorm und ich begegnete zum ersten Mal den anderen Angeklagten. Da bekommt man schon ein mulmiges Gefühl. Der Freispruch war für mich eine Bestätigung, dass ich nichts Unrechtes getan habe.

Hatten Sie nach der Verhandlung Kontakt mit Taboga?

ZÜNDEL: Nein, und ich habe auch absolut kein Interesse, dass es noch einmal dazu kommt.

Sie starten heute mit Kalsdorf in die Regionalliga. Ihr letztes Bewerbsspiel war das 2:0 von Grödig über Wr. Neustadt am 22. November 2013. Wie fühlt es sich an, wieder zu spielen?

ZÜNDEL: Ich bin froh, endlich wieder auf dem Platz stehen zu dürfen. Es war eine lange Zeit, und es ist mir sehr abgegangen, einem Team anzugehören, auf ein Ziel gemeinsam hinzuarbeiten und Spaß zu haben. Die Emotionen, die der Sport mit sich bringt, haben mir auch gefehlt.

Mit Kalsdorf haben Sie sich für den Amateurfußball entschieden. Gab es keine Angebote von Profiklubs, oder hatten Sie einfach keine Lust mehr?

ZÜNDEL: Es war durchaus Interesse von einigen Profivereinen da, aber ich will mich auf meine Ausbildung konzentrieren und Kalsdorf ist vom Gesamtpaket her für mich ideal, um wieder im Sport Fuß zu fassen. Die Nähe zur Familie ist mir extrem wichtig und mit Trainer Christian Peintinger und den Mitspielern verstehe ich mich sehr gut.

Was sind Ihre Ziele mit Kalsdorf?

ZÜNDEL: Ich möchte mit Kalsdorf die Regionalliga als bester steirischer Verein abschließen und wir wollen einen attraktiven Fußball spielen. Mir ist es wichtig, in den Spiel- und Trainingsrhythmus zu kommen, körperlich topfit zu werden und Spaß am Fußball zu haben.

Wollen Sie eigentlich wieder zurück in den Profizirkus?

ZÜNDEL: Das ist eine Frage, auf die ich für mich selber noch keine hundertprozentige Antwort habe. Ich habe mir in meiner Pause viele Gedanken über meine Zukunft gemacht, ganz war das Thema aber nie für mich erledigt. Profi zu sein, war immer mein Traum, und ich habe hart dafür gearbeitet, und mit den Trainings steigert sich auch wieder die Lust auf den Sport.

Wie haben Sie sich in dieser Zeit verändert?

ZÜNDEL: Ich bin früher leichtgläubig gewesen und habe nicht so sehr über die Konsequenzen meines Handelns nachgedacht. Schlussendlich habe ich viel aus dieser Zeit gelernt und bin allen dankbar, die zu mir gestanden sind. Nach dieser Geschichte bin ich aber vorsichtiger geworden.