Die Bühne war bereit. Die größte im deutschen Fußball sogar. Jürgen Klopp sollte und wollte zum Abschied mit Borussia Dortmund noch einen Titel holen, den deutschen Pokal. Doch daraus wurde nichts, weil der VfL Wolfsburg nicht mitspielte: Die Niedersachsen siegten mit 3:1 (3:1) und holten sich so zum ersten Mal den deutschen Pokal.

Dabei hattes zu Beginn so gut ausgesehen für die Dortmunder. Frisch, spritzig, mit tiefen Passes, die Löcher in die Wolfsburger Verteidigung rissen, agierte Dortmund und schon nach fünf Minuten traf Pierre-Emerick Aubameyang zum 1:0, der Franzose hatte sogar das 2:0 vor den Beinen.

Wolfsburg wacht auf

Doch nach 22 Minuten war der Spuk vorbei: Langerak konnte einen Naldo-Freistoß nur abklatschen, Luiz Gustavo staubte ab - der Anfang vom Ende für Schwarz-Gelb. Superstar Kevin de Bruyne traf in Minute 33 zur Führung, erinnerte beim Jubel an seinen belgischen Kollegen Junior Malanda, der heuer tödlich verunglßückt war. Und fünf Minuten später machte Bas Dost per Kopf schon alles klar.

Abschiedsküsse statt Pokal: Jürgen Klopp
Abschiedsküsse statt Pokal: Jürgen Klopp © AP

Nach dem Wechsel wollte Dortmund zwar, konnte aber nicht. Spätestens bei Diego Benaglio war Endstation, Wolfsburg brachte das 3:1 über die Zeit. Und statt des so heiß ersehnten Titels für Klopp samt Abschiedsparty am Borsigplatz in Dortmund gab es den ersten Pokal-Triumph für Wolfsburg. Und damit auch den ersten Titel für Trainer Dieter Hecking.

Und Wolfsburg? War nach 20 Jahren erstmals wieder im Pokal-Finale. Erstmals seit 20 Jahren hatte Wolfsburg wieder das Cupfinale erreicht. Ein Transparent der VfL-Fans mit der Aufschrift "Die Zeit ist reif" gab die Marschroute vor. Und nach den Startschwierigkeiten marschierten die Wolfsburger wirklich durch zum Sieg.

Übrigens: Erstmals in Deutschland wäre im Pokal-Finale auch die Torlinien-Technologie zur Verfügung gestanden. Zum Einsatz kam sie aber nicht.

Angeschlagener Klopp

Und Jürgen Klopp? War schwer angeschlagen. "Es zählt mit zum schwierigsten im Leben, Niederlagen zu verarbeiten", meinte er. Und ergänzte: "Wir haben vieles richtig gemacht, aber wir hatten bei unseren Aktionen gar kein Glück. Ich gönne es Dieter Hecking und Wolfsburg, dass sie gewonnen haben, es war auch verdient. Aber wir haben auch unnötig verloren", meinte er. Und bekannte dann: "In mir arbeitet es. Jedes Mal, wenn ich einen Spieler umarme und weiß, es ist das letzte Mal, dann sind die Tränen nah. Aber ich kann ja nicht so tun, als ob ich der Einzige und Wichtigste bin. Die Leute wissen, dass ich ihnen dankbar bin."

Zuvor hatte Klopp aber schon beim TV-Interview Dampf abgelassen und flippte bei ARD-Moderator Gerhard Delling kurz aus. Er schimpfte auch wie ein Rohrspatz über Schiedsrichter Felix Brych: "Er hat das Ding nicht entschieden, aber er ist so was von zufrieden mit seiner Leistung. Das ist Wahnsinn. Wie soll man sich da weiter entwickeln?" Aber sehe Sie selbst:

Hecking weckte Wolfsburg auf

Dieter Hecking war natürlich zufrieden: "Es war von der ganzen Mannschaft eine hervorragende Leistung. Wir haben hinten versucht gut zu stehen, aber wir wissen auch, dass wir offensiv viel Qualität haben. Am Anfang hat man unsere Unerfahrenheit bei Finals gesehen. Es war ein schweres Spiel - und wir hätten auch schon 0:2 in Rückstand liegen können. Aber es ist uns gelungen, die Meisterschaft von außen aufzuwecken."