Der spanische Fußball gibt auf europäischer Ebene weiter klar den Ton an. Mit Real und Atletico Madrid machen sich zwei Stadtrivalen am 28. Mai in Mailand wie schon 2014 den Champions-League-Titel untereinander aus. Real holte damals den vierten Titel seit der Einführung 1993. Die Erinnerungen an eine legendäre Partie in Lissabon wurden bei den "Königlichen" gleich nach dem 1:0-Sieg am Mittwoch gegen Manchester City wach.

"Wir wissen, wie schwierig es damals war. Wir erwarten ein ähnliches Spiel und ich hoffe, dass das Resultat wieder für uns sprechen wird", sagte Reals Mittelfeldspieler Luka Modric. Sergio Ramos hatte Real 2014 mit einem Treffer per Kopf zum 1:1 erst in der 93. Minute in die Verlängerung gerettet und damit den 4:1-Erfolg möglich gemacht.

Fünf Real-Niederlagen

Seit damals taten sich die "Königlichen" im direkten Duell extrem schwer, in zehn Pflichtspielanläufen gab es nur einen Sieg beim entscheidenden 1:0 nach einem 0:0 im Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale der vergangenen Saison. Daneben gab es in Liga (1:2,0:4,1:1,0:1), Cup (0:2,2:2) und Supercup (1:1,0:1) gleich fünf Niederlagen und drei Unentschieden. In der Meisterschaft ist Real seit 28. September 2013 gegen Atletico sechs Partien sieglos."Uns erwartet ein sehr schwieriges Spiel gegen eine hartnäckige Atletico-Mannschaft. Gegen sie ist es immer enorm schwer", weiß Stürmer Gareth Bale.

Für Real spricht aber, dass sie ihre bisherigen vier Champions-League-Finali (1998, 2000, 2002 und 2014) allesamt gewonnen haben. "Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir wissen, wie man Endspiele gewinnt. Das werden wir wieder versuchen", sagte Ramos. Aufgrund von Atleticos starker Performance im laufenden Bewerb sowie in jüngster Zeit ist nicht wirklich ein Favorit auszumachen. Der Meinung ist auch Superstar Cristiano Ronaldo. "Ein Finale gegen Atletico ist immer etwas Spezielles. In einem Finale gibt es aber keinen Favoriten", schilderte der Portugiese seine Sicht.

Bale stahl Ronaldo die Show

Gegen ManCity war der rechtzeitig fitgewordene Ronaldo nicht so wie schon so oft in der Vergangenheit im Mittelpunkt gestanden. Sein Sturmpartner Bale stahl im die Show, sein Abschluss aus spitzem Winkel wurde von Citys Fernando unhaltbar ins eigene Tor abgelenkt. Dass der Treffer als Eigentor gewertet wurde, konnte der Waliser gut verschmerzen. Seinen ersten Champions-League-Saisontreffer könnte der 26-Jährige ausgerechnet im Endspiel erzielen.

Der Aufstieg der Madrilenen war völlig verdient, sie hatten ab der zehnten Minute nach der Verletzung von Citys Abwehrchef Vincent Kompany das Geschehen diktiert und waren dem 2:0 näher als die ängstlich wirkenden Engländer dem Ausgleich. Da Bale per Kopf aber nur die Latte traf (64.) blieb es spannend. "City hat es uns schwer gemacht. Wir haben nicht viele Chancen zugelassen, das Ergebnis zeigt aber, wie schwierig es war. Wir haben bis am Schluss gelitten", sagte ein überglücklicher Real-Trainer Zinedine Zidane.

Der 43-Jährige hat die Chance, gleich seine erste Saison als Profi-Trainer mit dem Titelgewinn in der Champions League zu krönen. Er wäre eine von nur sieben Personen, die sowohl als Spieler als auch Trainer in der "Königsklasse" triumphieren konnten. 2002 hatte der Franzose mit Real den Champions-League-Pokal stemmen dürfen.

Zidanes starker Einstieg

Der Anteil Zidanes am Erfolg ist groß. Erst Anfang Jänner hatte der ehemalige Star-Mittelfeldspieler nach seiner Tätigkeit bei der Real-Reserve die Nachfolge des glücklosen Rafael Benitez angetreten. Zu dem Zeitpunkt war Real mitten in einer Chaossaison. Wegen eines administratorischen Fehlers hatte die Verpflichtung von Goalie David de Gea im August nicht geklappt. Im Dezember kam im Cup gegen Cadiz wegen des Einsatzes eines nicht spielberechtigen Spielers das Aus am "Grünen Tisch". In der Liga war man zwar genauso wie aktuell Dritter, mittlerweile konnte der Abstand auf Leader Barcelona aber von fünf Zählern auf einen Punkt reduziert werden.

Die aktuelle Bilanz ist vielversprechend. Zehn Ligasiege in Folge stehen genauso zu Buche wie sechs Pflichtspiel-Heimerfolge ohne Gegentor hintereinander. In der Champions League konnten diese Saison alle sechs Heimpartien zu Null gewonnen werden. "Ich bin der Trainer dieser Mannschaft, also muss ich einiges richtig gemacht haben. Der Erfolg gehört aber auch meinem Trainerstab und am Wichtigsten sind natürlich die Spieler", erklärte Zidane.

Die sind mit dem Franzosen sehr zufrieden. "Zidane macht einen großartigen Job. Er hilft uns und wir helfen ihm", betonte Ronaldo. Und Dani Carvajal fügte mit einem Seitenhieb auf Benitez hinzu: "Zidane hat es geschafft, dass wir alle in eine Richtung rudern und eine Einheit sind. Das ist der Schlüssel des Erfolgs."

Gemeinsam soll "Undecima", der elfte Gewinn des wichtigsten Europacup-Bewerbs (inklusive Meistercup), am 28. Mai gefeiert werden. Unabhängig vom Ausgang des Spiels steht schon fest, dass der Champions-League-Sieger zum dritten Mal in Folge aus Spanien kommt. Die beiden Madrider Teams ermitteln den Nachfolger des entthronten FC Barcelona.

(Schluss) ttr/zan