Er hatte alle beeindruckt. Ausnahmslos. David Alaba hatte sich an diesem denkwürdigen Abend ein weiteres Mal in den Vordergrund gespielt. Und mit seinem Treffer als erster Schütze im Elferschießen die Weichen auf den historischen Finaleinzug des FC Bayern gestellt. Als erster Verein werden die Münchner im eigenen Stadion ein Europacup-Finale bestreiten.

Und doch schmeckte dem 19-Jährigen, der von allen gelobt wurde, der süße Erfolg bitter. Weil er wusste, dass er da nur zuschauen darf. Wegen einer diskussionswürdigen Gelben Karte, die die Höchststrafe perfekt macht: Alaba hatte sich in einen Schuss werfen wollen, der ihn an der Hand traf. Die Ereigniskette war klar: Elfer, Karte, Sperre für München. "Das ist sehr enttäuschend, das schmerzt sehr", sagte Österreichs Fußballer des Jahres. "Ich wollte mich gar nicht in den Ball werfen, ich bin ausgerutscht. Ich habe den Ball nicht mit Absicht mit der Hand berührt. Die Gelbe Karte ist ungerechtfertigt, den Elfer kann man, muss man aber nicht pfeifen."

Alaba war nicht der einzige Bayern-Spieler, den dieses Schicksal traf. Auch Holger Badstuber und Luiz Gustavo fehlen - bei Finalgegner Chelsea sind es neben dem Rot-gesperrten John Terry mit Ramires, Raul Meireles und Branislav Ivanovic drei weitere Akteure ebenfalls wegen Gelb-Sperren. "Diese Regelung ist einfach blödsinnig", ärgert sich etwa Deutschlands Fußball-Teamchef Joachim Löw und ergänzte: "Auf beiden Seiten fehlen sieben von den besten Spielern in einem Finale - das kann ja nicht im Sinne des Fußballs sein!"

Gewerkschaft protestiert

Die Spieler-Gewerkschaft FIFPro drängt auf eine Regeländerung: "Die Verfehlungen, die in einer Gelben Karten resultieren, rechtfertigen nicht die Strafe, das Spiel deines Lebens zu verpassen", meinte Sprecher Simon Barker. "Alaba, der ausrutscht, bekommt den Ball an die Hand. Es ist nicht richtig, dass so ein Spieler deswegen das Champions-League-Finale versäumt." Nur die UEFA hält sich bedeckt, das Thema sei derzeit nicht auf der Tagesordnung.

Wie hart es ist, das Spiel des Lebens zu versäumen, ist schwer nachzuvollziehen. Fix ist, dass auch David Alaba - zumindest 2012 - wegen der Sperre nicht der erste Österreicher in einem Champions-League-Endspiel ist. Wie sich das anfühlt, weiß Wolfgang Feiersinger, der 1997 mit Dortmund ins Finale kam. "Aber am Mittag vor dem Spiel hat mich Trainer Ottmar Hitzfeld zu sich gerufen und mir gesagt, dass ich da nicht einmal im Kader bin. Da ist eine Welt für mich zusammengebrochen. Es war der schlimmste Moment meiner Karriere."